Überraschende Wendungen

Oxen. Der dunkle Mann besprochen von Daggi von Daggis Welt am 30. Mai 2018.

Bewertung: 5 Sterne

  • Der Protagonist und seine Geschichte

Der hochdekorierte Ex-Elitesoldat Niels Oxen leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung und hat sieben immer wiederkehrende Alpträume.

In Band 1 hatte er sich in der Einsamkeit der dänischen Wälder verkrochen um seinen Frieden zu finden. Doch als er bei einem seiner Streifzüge auf einen Toten stieß, geriet er in die Schusslinie von Polizei und Geheimdienst. Gezwungenermaßen arbeitete er anschließend mit der Agentin Margrethe Franck zusammen und konnte sich von den Anschuldigungen entlasten. In diesem Zusammenhang kamen sie auf die Spur des Danehofes, einer Art mitteralterlichem Parlament, das es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte. Am Ende von Band 1 übergibt Oxen dem Historiker Malte Bulbjerg, der über den Danehof recherchiert, verschiedene Unterlagen. Danach verschwindet er wieder spurlos.

In Band 2 arbeitet Niels Oxen unter falschem Namen bei einem Fischzüchter in der Abgeschiedenheit Jütlands. Ohne Anschluss an die Zivilisation hört er zunächst nichts darüber, dass Malte Bulbjerg ermordet wurde. Als die Fischzucht überfallen wird, muss flüchtet Oxen zu Margrethe Franck. Die beiden recherchieren erneut gegen den Danehof, doch dann stellt man ihnen eine Falle und sie geraten einmal mehr in Gefahr.


  • Meine Gedanken zum Buch

Wer Niels Oxen noch nicht kennt, sollte unbedingt zunächst den ersten Band lesen, um alle Zusammenhänge zu verstehen.

Jens Henrik Jensen hat sich für ungewöhnliche Protagonisten entschieden. Während Oxen psychische Probleme aus dem Krieg mit nach Hause gebracht hat, hat Margrethe Franck mit einer körperlichen Einschränkung zu kämpfen, die sie sich ebenfalls im Einsatz zugezogen hat. In einem Interview hat Jens Henrik Jensen erzählt, dass er Oxen bewusst so dargestellt hat, dass man erst zur Mitte des ersten Bandes mit ihm warm wird. Das kann ich bestätigen, anfangs war er mir suspekt, doch von Seite zu Seite ist er mir mehr ans Herz gewachsen. In Band 2 erhält der Leser nun weiteren Einblick in die Psyche der beiden Protagonisten.

Auch in diesem Band hat der Autor wieder auf wahre Ereignisse um den Einsatz dänischer Soldaten im Balkankrieg in seine Geschichte eingebaut. Auch hierzu hat sich der Autor in einem Interview geäußert. Er bezeichnet den Balkankrieg als schwarzes Kapitel der europäischen Geschichte, das in Vergessenheit geraten ist. Und wenn ich ehrlich bin, muss ich ihm recht geben, die Kenntnisse und Erinnerungen an die Kriege in Ex-Jugoslawien sind mir lange nicht mehr so präsent wie 9/11, Enduring Freedom oder der Golfkrieg. Jensen möchte nicht nur gute Geschichten schreiben, sondern auch wesentliche Geschichten erzählen und das ist ihm hier wieder gelungen.

Erneut dreht sich vieles um den Danehof, der scheinbar über Jahrhunderte weg eine Art Schattenregierung gebildet hat und das Land aus dem Hintergrund hinaus lenkt. Während man sich als Leser noch die Verbindungen zusammenreimt, überrascht der Autor mit Wendungen, die so nicht zu erwarten waren und die das ganze Konstrukt, dass man sich im Kopf zusammengereimt hat, zum Einsturz bringen.

Mir hat der erste Band einen Ticken besser gefallen, da ich bei „Der dunkle Mann“ mit ein paar Längen zu kämpfen hatte, dennoch konnte mich auch Band 2 überzeugen. Im Sommer 2018 erscheint der Abschluss dieser Trilogie und ich bin sehr gespannt, wie Jens Henrik Jensen die Ereignisse um den Danehof zu Ende bringen wird.

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