Iva atmet

von

Schweigend überschatten die Köcherbäume das imposante Elternhaus in Dresden, in das Iva zum ersten
Mal seit vielen Jahren zurückkehrt. Ihr Vater, ein einflussreicher Richter, hatte die beiden toten Riesen dort
einbetoniert, als Erinnerung an die Wurzeln der Familie
in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Nun
liegt der Vater im Sterben, und alte Bilder wirbeln in Iva
auf: die Fragen des Bruders nach dem Großvater im
Dritten Reich, die verschwörerischen Treffen, bei denen
der Vater auf alte Zeiten anstößt, sie und ihre Schwester,
die auf der Treppe lauschen. Immer klarer treten die
Umrisse einer Täterfamilie zutage, und Iva kann nicht
länger die Luft anhalten.
Die mitreißende Handlung von Iva atmet bildet den Rahmen für große gesellschaftliche Themen: der persönliche Umgang mit historischer Schuld, das Schweigen in Familien und die deutschen Kolonialverbrechen. Wie Amanda Lasker-Berlin ohne Pathos und Effekthascherei, dafür mit umso größerer Leichtigkeit und Lebendigkeit ihren Stoff zu einer Geschichte verwebt, zeugt vom beachtlichen Können dieser aufstrebenden Autorin.