Schutzbehauptungen

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Alle Behauptungen sind Schutzbehauptungen, sind Gehirnschutz vor dem, was vor ihnen war. Wer von einem Schicksalsschlag getroffen wird, ist zuerst sprachlos und findet sich nicht mehr zurecht. Schon mit den ersten Worten beginnt er eine Schutzmauer gegen das Ungeheuerliche zu errichten. Damit, dass er die Angelegenheit in den Sprachraster von Ort, Zeit und Grund einordnet, macht er sie geheuer, etwa zu einem der Todesfälle, die sodann vom Bestattungsinstitut auf bewährte Weise abgehandelt werden.
Man kennt Engelbert Obernosterer seit langem als einen Kartographen der ländlichen Verhältnisse. In den vorliegenden meist kleineren, immer aber verdichteten Prosasplittern geht es ihm um das Spannungsverhältnis zwischen Sprache und der stummen Welt, eine andere Sicht mithin, aus der hervor geht, dass das System aus Zahlen und Buchstaben insgesamt ein Haus darstellt, in dem der Sprechende vor den direkten Zustoßungen der Welt geschützt ist.