Nicht sehend – nicht blind

Erzählungen

von

Gibt es diese Welt wirklich, von der Astrid Hutten erzählt? Es sind alltägliche Geschehnisse, die scheinbar nur durch die Eindringlichkeit faszinieren, mit der sie erzählt werden. Und dann dringt das Gelesene ein in die Träume der Leser, schafft sich Raum wie diese Welt, in der alles Platz findet: Begegnungen, imaginär und doch ganz reale Spuren hinterlassend, zarteste Erotik ebenso wie die erdrückend schwere Last nahezu unmöglicher Verständigung zwischen den Generationen und Geschlechtern. Jede Erzählung steht für sich, überrascht durch die starken poetischen Bilder und das psychologische Gespür, ist dadurch mit der nächsten verwoben. Die Träume und Fantasien eines Kindes begegnen sich mit der Liebe zwischen zwei Frauen, die im Dunkeln beginnt oder nur in Briefen vorkommt. Das Geheimnis des Todes erhebt sich nicht nur aus Beziehungen zwischen Menschen, sondern es ist auch mit dem Geist eines alten Hauses und dem seltsamen Erbe einer in der Erinnerung des Kindes immer schon alten Ärztin verbunden. Erwachsenen wird die Welt der Kinder nahe gebracht wird, damit sie bemerken, was sie nicht sehen, wenn sie das Kind hochheben und sagen, da gäbe es nichts zu sehen. Sie haben sogar recht. In dem kleinen Haus sind tatsächlich nur Gerümpel und Schmutz, doch der Blick des Kindes wird immer wieder an den seltsam gebogenen Gitterstäben vor dem hundertfach zersprungenen Glas hängenbleiben.
Die Geschichten sind ernst und bitter, nachdenklich und freundlich-heiter. Und sie gehen keinem großen Gefühl und keinem Problem aus dem Wege.