26 Gefährdungen

Kurzprosa und Lyrik

von

Das literarische Debüt der Berliner Schriftstellerin Renate Gutzmer eröffnet einen bald skurrilen, bald tragikomischen Kosmos menschlicher Leiden in einer durchrationalisierten Lebenswelt. In 26 alphabetisch angeordneten Textstücken, teils Dichtung, teils Prosa, werden äußere und innere Gefährdungen des Menschen dargestellt. Unfähig gleichermaßen sich liebend hinzugeben wie Mitleid zu empfinden, ähneln diese isolierten, merkwürdig gelähmt erscheinenden Menschen Toten. Jede vermeintliche Sicherheit, auch in der Erinnerung, stellt sich als Illusion und Betrug heraus. Die Wirklichkeit erweist sich als unsicher und gefährlich.

Die Autorin, die als Philologin und Kunsthistorikerin an Schulen im In- und Ausland tätig war, lässt sich von der Geschichte der Malerei und ihren Werken inspirieren. Die kongenialen Texte überführen die hohe Kunst in die Niederungen des Alltags. Nicht allein die Art, wie sie Genregrenzen überwindet, Textgattungen neu mischt und erfindet, verbindet die Autorin mit der Romantik. Über allem schwebt eine wissende Traurigkeit, ein melancholischer, manchmal hintersinnig böser Witz, was diese Traumbilder, ihre märchenhaften und mythischen Fragmente und die poetischen Gedankensplitter gleichzeitig traditionell und modern erscheinen lässt.