Aber der Himmel war höher

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Das hatte sie nicht erwartet, ausgerechnet in den USA, dem Land ihrer unbegrenzten Möglichkeiten, findet ihr „Traum“ vom „anything goes“ mit dem 11. September 2001 sein jähes Ende.
Anna Hausen, Malerin, aus dem Osten Deutschlands kommend, erlebt in Washington D.C. den Terroranschlag hautnah. Noch bevor Hubschrauber über der Stadt kreisen, die Sicherheit simulieren sollen, begreift sie: Es gibt schon wieder einen Bruch in ihrem Leben. Ihre schöne Zeit nach dem Ende des Ostblocks, da sie Landesgrenzen leichtfüßig überschreiten konnte, ist vorbei. Schon bei der Gepäckkontrolle am Dulles Airport muss sie gegen die Angst angehen, die sie früher überkam, wenn sie beispielsweise auf dem russischen Flughafen Scheremetjewo eincheckte.
Wegen einer steinharten Salzbrezel, die sie als Andenken an Max im Koffer verstaut hatte, steht sie nun bei der Gepäckkontrolle vor einem amerikanischen Sicherheitsbeamten und wird peinlichst befragt. Sie hatte vergessen, dass diese Brezel auch eine Essware sein könnte. Dass sie noch rechtzeitig durch den Sicherheitscheck kommt und ihr Flugzeug erreicht, liegt vor allem daran, dass sie reflexartig ihr im Ostblock erlerntes Verhalten gegenüber Sicherheitsbeamten reaktiviert und sich fatalistisch in das Geschehen dieser Sicherheitskontrolle gibt.
Sie wird sich verabschieden müssen von ihrer Illusion, zu glauben, mit dem Ende des Kalten Krieges hätte das immerwährende Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit ein verlässliches Maß gefunden.
Und: Sie wird sich verabschieden von Max, ihrem amerikanischen Partner, von dem sie sich eigentlich schon zu lange verabschiedet hat, denn auch der gemeinsam erlebte Anschlag und der Schock darüber hat sie nicht wieder näher gebracht. Im Gegenteil.
Zurück in Berlin beginnt Anna als Designerin in einer Werbeagentur zu arbeiten, die zu einem internationalen Konsortium gehört.
Mit viel Humor und Sinn für’s Unter- und Hintergründige erzählt der Roman „Aber der Himmel war höher“ wie nebenbei auch Gesellschaftskritik. Denn die einst so verlässlich geglaubte Ausgewogenheit von Freiheit und Sicherheit der Individuen wird sehr bald nach „Nine Eleven“ zugunsten von Sicherheit und Überwachung gesprengt werden. Anna weiß das intuitiv sofort aufgrund ihrer Erfahrungen mit Geheimdiensten und dem Eigenleben von Sicherheitsspiralen. Die Aufdeckung des Überwachungswahns der NSA, durch Whistleblower, wie E. Snowden 10 Jahre später, ist traurige Tatsache ihrer intuitiven Vorwegnahme von Zukunft.