Aber wir haben nur Worte, Worte, Worte

Der Nachhall von Mauthausen in der Literatur

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„Wir haben nur Worte, Worte, Worte“, meinte der österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier anlässlich der letzten Gedenkfeier im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen. Dem gegenüber steht Adornos – später zurückgezogenes – Verdikt, nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, sei barbarisch. Die Herausgeber von „Mauthausen-Bilder“ sehen literarische Texte und Fotografien in ihren Funktionen als historische Zeugnisse, die umso wichtiger werden, je weniger Zeitzeugen uns ihre Erfahrungen unmittelbar mitteilen können.
Der Textteil präsentiert deutschsprachige literarische Texte aus den Perspektiven der Opfer, Täter, Zuschauer, Retter und Nachgeborenen. Ausgewählt wurden Texte u. a. von Erich Hackl, Franz Innerhofer, Christoph Janacs, Eugenie Kain oder eine Erstveröffentlichung von Vladimir Vertlieb. Der Fototeil zeigt „Lesebilder“, von Karl Schuber festgehaltene Ansichten der Gedenkstätte Mauthausen und Gusen, die Dimension des Lagers, sein damaliges und heutiges Bild, die Ästhetik der Ausstellung, der Denkmäler und der Anlage.
Zwei Essays bilden die Klammer um Text- und Fototeil. Der einleitende Text von Christian Angerer behandelt das Problem der literarischen Darstellbarkeit des Konzentrationslagers, der abschließende Fotoessay von Karl Schuber berichtet über Familienfotografien, persönliche Involviertheit bis hin zur Bedeutung des Mediums Fotografie für den NS-Staat.
Das Lesebuch „Mauthausen-Bilder“ möchte sich als Beitrag verstehen, unserem kulturellen Gedächtnis durch die Erinnerungsformen der Literatur den Stachel Mauthausen einzupflanzen.