Abseits – aside – à l’écart

Mit einem Vorwort von Winfried Kretschmann und Textbeiträgen von Peter Renz, Walle Sayer und Manfred Schmalriede

von

In den Zeiten der Globalisierung, in denen wir leben, ist selbst im kleinsten Dorf die Welt längst eingemeindet worden. Und trotzdem ist das Dorf noch immer eine Welt für sich.

Längst aufgebrochen die Enge und das Abgeschlossene, das Heimat früher hatte. Die Natur, einstmals existenzieller Grund, nun Umland und Umgebung. Aus der Dorfgemeinschaft wurden Dorfgemeinschaften, aus der Dorfkultur Dorfkulturen. Statt Auswanderern, bezeugen Ortsdurchfahrten, gibt es nur noch Pendler und Berufsnomaden. Und wie fließend der Wandel ist, zeigt sich zwischen Restaurierung und Zerfall auch am Architektonischen, an den
Fixpunkten im Ortsbild.

Der Fotograf Claudio Hils macht sich ein Bild vom Ländlichen, nimmt uns mit auf seine fotografischen Ortsbegehungen durch Oberschwaben. Seine Ausschnitte aus der dörflichen Wirklichkeit werden zu Zeitfenstern, leuchten Räume aus, zentrieren Details und Abseitiges. Und haben etwas Seismographisches, wenn sie Verschiebungen im Ortsgefüge wahrnehmen, die Stellen entdecken, wo das Alte und das Neue, das Dominierende und das Verschwindende aneinander angrenzen, sich überlappen oder ineinander übergehen

Die Abstände, die Standpunkte und die Blickwinkel, die Claudio Hils zum Fotografieren einnimmt, haben dabei etwas von Markierungen an sich, die es zum Vermessen und zum Verorten braucht.