Aktion – Emotion – Reflexion

Sportfotografie in Deutschland

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„Ich wollte dem Moment sein Geheimnis entreißen, etwas zeigen, was das menschliche Auge nicht gesehen hat [.]“, erklärte der Wiener Sportfotograf Lothar Rübelt auf die Frage, warum er sich für eines der technisch schwierigsten Gebiete der Fotografie entschieden hatte: die Sportfotografie. Den richtigen Moment zu treffen, ist für Sportfotografen besonders wichtig, denn ihr Motiv ist die Bewegung. Dabei geht es um Bruchteile von Sekunden und Bewegungsmomente, die sich nicht wiederholen. Lothar Rübelt war schon in den zwanziger Jahren mit der Kamera unterwegs, als sich die Sportfotografie durch den Bildjournalismus zum eigenen Genre entwickelte. „Das Bild ist in unserer Zeit König. Wir geben uns nicht mehr damit zufrieden, zu wissen, wir wollen auch sehen“, hieß es 1931 in einem Leitartikel des französischen Boulevardblatts „Paris Soir“. Das Foto versprach die Abbildung von Wirklichkeit und wurde bald zu einem zentralen Informationsmedium. Der Aufstieg des Sports zum Massenphänomen und die massenhafte Verbreitung der Fotografie verliefen parallel. Ihre Geschichte war eng mit der Entwicklung der Industriegesellschaft und dem Aufstieg des Bürgertums verbunden. Die ersten Aufnahmen mit sportlichen Motiven entsprangen dem privaten Hobby wohlhabender Kreise. Junge Herren, allem Neuen gegenüber aufgeschlossen, hielten ihre Neffen beim Sprung über eine Hecke oder die Verlobte beim Ausritt fest. Dann entdeckten Wissenschaftler die Möglichkeiten der Bewegungsfotografie für Forschungszwecke. Aber erst durch die Bildberichterstattung in der Presse entwickelte die Sportfotografie ihren eigenen Charakter mit besonderen Motiven, spezifischen Aufnahmetechniken und Ausdrucksmitteln.