Alexanders Wandlung

Drama

von

„Albert Steffen hat an der Gestalt Alexanders des Großen, des größten Heldens Griechenlands, den Weg der Läuterung und Wandlung, über mehrere Inkarnationen sich erstreckend, dramatisch dargestellt. Ein gewaltiges Drama ist so entstanden, das viele Jahrhunderte des Geschichtsverlaufes umfaßt und bis in unsere Gegenwart reicht. Die Wanderungen Alexanders mit seinem Lehrer Aristoteles zwischen den Erdenleben in den übersinnlichen Welten bilden die eigentliche Handlung; denn das dort Erlebte wird zu den Tat-Impulsen für das nächste Leben. Darum muß das Drama mit dem Sterben Alexanders beginnen, und darum sprechen und handeln auf der Bühne in den meisten Szenen nur Tote – aber als wahrhaft Lebende.
Nicht umsonst steht in dem Drama der Reinkarnation Aristoteles an der Seite Alexanders. Aristoteles hat als Denker den Begriff der menschlichen Entelechie entwickelt, in welcher Göttliches lebt, und die deshalb nach dem Tode weiterlebt, aber ohne sich zu verändern. Weiter zu gehen war zu seiner Zeit nicht möglich, weil erst seit dem Erscheinen Christi auf der Erde der Mensch die Auferstehungskraft seines Ich zu erfassen lernen konnte. Aber auch Aristoteles selbst hat sich nach seinem Tode gewandelt und mit ihm seine Lehre. Er darf darum seinem Schüler, als er ihm nach dem Tode wieder begegnet, sagen: „Wir wandeln uns, wenn wir gestorben sind“, und ihn weiterhin in der ‚Todesschule‘ belehren. So ist in der Tat das Drama ebenso ein Aristoteles- wie ein Alexander-Drama. Auch das Aristoteles-Drama hat seinen Höhepunkt im vierten Akt, und zwar in dem Moment, als Aristoteles, inzwischen zu einem Lehrer des Christentum geworden, auf die Frage, was die Menschheit retten kann, die Worte spricht:

„Erkenntnis von dem Wesenskern des Menschen, der durch die Tode und Geburten geht.“
Als griechischer Held hat Alexander im Dienste des Sonnengottes Helios seine Taten getan. Seit seinem Tode ist Helios als Christus auf die Erde gekommen. So muß das Ziel von Alexanders Wandlung sein: Christ zu werden. Ein langer Weg der Prüfungen und Proben ist dazu nötig, in dessen Verlauf der Wille zum Sühnen seiner Fehltaten in Alexander wächst.“. (Aus: Agathe Horst, Ein Drama der Reinkarnation. Zu den Aufführungen von „Alexanders Wandlung“ am Goetheanum in Dornach. „Basler Nachrichten“, 25.7.1962, Abendausgabe.)