Alfred Flechtheim – George Grosz

Zwei deutsche Schicksale

von

Alfred Flechtheim (1878–1937) war bis zu Hitlers Machtergreifung einer der bedeutendsten Kunsthändler in Deutschland und George Grosz (1893–1959) einer der bedeutendsten Künstler seiner Galerien. Beide mußten emigrieren und große Teile ihrer Kunstbestände zurücklassen. Diese wurden von skrupellosen Nazis und Geschäftemachern, durch den nationalsozialistischen Behördenapparat unterstützt, übernommen und teilweise auf zwielichtigen Auktionen verkauft. Noch heute ist der Verbleib vieler der Werke unbekannt. Flechtheim starb in großer Armut, seine Frau nahm sich am Vorabend ihrer angedrohten Deportation ins KZ das Leben.

„Mein lieber Grosz, ich bin in Paris; meine Galerien verließ ich. Da meine Künstler u. ich diffamiert sind, keine Chancen in Bln Geld zu verdienen. Ich bin geldlos und pleite. Wie es in Bln aussieht wird Dir Deine Frau geschildert haben. Für Leute wie Du, wie ich, wie Hofer, Kolbe ist da kein Platz. Es gibt nur parieren. – Der Führer hat gesagt, daß Leute wie wir, wie Mies, wie Klemperer entweder ins Zuchthaus oder Irrenhaus gehören. – Da er sein Wort hält u. nicht leer droht, sind alle Chancen dafür da. Meine Frau löst die Wohnung auf u. kommt dann her. sind arm wie Kirchenmäuse, und nervös.“ (Alfred Flechtheim an George Grosz, Oktober 1933)