Am Erker

Zeitschrift für Literatur

von

Zum Neubeginn fühlt der eine sich gedrängt, die andere gezwungen. Manche brechen aus der Familie, dem Dorf, der Stadt aus, weil sie sonst zu ersticken fürchten; anderen ist der scharfe Wind der Unbehaustheit nun so lange um die Ohren gepfiffen, dass sie sich an einen Nestbau wagen. Manche werden vertrieben, andere gelockt. Spieler- und Abenteurernaturen hält es nicht an Ort und Stelle. Ehe sie sich langweilen, muss Tapetenwechsel her. Aber nimmt man sich nicht immer mit, wohin man auch geht, flieht, wandert? Der Neubeginn kann souveräner Lebensentwurf sein oder letzte Chance, revoltäres Strohfeuer oder strategischer Feldzug. Er kann sich jahrelangem Nachdenken oder unvermittelter, epiphanischer Erkenntnis verdanken, kann auf des Lebens Mitte oder auf eine bloße Gewohnheit zielen (und im einen das andere meinen oder treffen). Er kann mit Befreiung enden oder bitterer Niederlage, mit dem Gefühl, sich verwirklicht zu haben, oder mit desillusioniertem Rückzug. All dies und noch viel mehr kann es mit dem Neubeginn auf sich haben, immer wieder, überall, solange wir leben. Es gibt viel zu erzählen – loten wir’s aus!