Ann Cotten

FAST DUMM – Essays von on the road

von

Nach dem Versepos »Verbannt!« (2016) und dem Japanbuch »Jikiketsugaki Tsurezuregusa« (2017) legt Ann Cotten, die »klügste und schwierigste Dichterin in deutscher Sprache« (Paul Jandl), ein weiteres Zeugnis ihrer herausfordernden Wirklichkeitserkundungen vor. FAST DUMM ist ein vielschichtiges Reise- und Reflexionsbuch, ein lose lose organisierter Verbund aus Essays, Gedichten und Fotografien sowie Übertragungen von Lieblingsautoren Cottens wie Wladimir Majakowskij, H.W. Auden, Langston Hughes, Sergej Jessenin, Katia Sophia Ditzler, Jordan Lee Schnee und eines Songs der Hip-Hop-Gruppe Grandmaster Flash & the Furious Five. Das Erzählgerüst dieses traumfwandelnden Trips durch die ambivalenten Seelen- und Gegenwartsverhältnisse verschiedener klimatischer und politischer Zonen bilden Ann Cottens Berichte über eine Reise in die USA kurz nach der Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die Essays folgen der Reiseroute der Autorin von New York und Washington über Kansas City, Detroit und Los Angeles die Westküste entlang bis nach Mexiko und Miami. Sie wagen darüber hinaus insbesondere bei den Beobachtungen die amerikanische Sprache betreffend spekulative Bohrungen nach den Hintergründen und psychologischen Adern der im Rahmen öffentlicher Trump-Diagnostik allerorts besprochener Verhaltenserscheinungen in den USA. Cotten beschreibt ein verwüstetes, elendes Land voller wundgelegener Konflikte, sozialer Klüfte und innerer Verwerfungen. Mit einiger Scheu, deren Gründe sie auch benennt, lässt sich die Autorin dennoch ein auf das Land ihrer Herkunft, provoziert ¬ vor allem bei sich selbst Perspektivwechsel, erlebt innere Fremdheit und überraschende Vertrautheit, Trunkenheit und Ernüchterung. Wie um ihre USA-Essays in Gegenwirklichkeiten zu verankern, hat Ann Cotten davor, dazwischen und danach andere Texte eingefügt: einen Bericht über die Teilnahme an einem bizarren Symposion in Moskau samt dem dafür gebuchten kunsthistorischen Vortrag, die bereits erwähnten Gedichte und Fotografien, eine Rückblende nach Wien, wo die Autorin ihren Arbeitsalltag kritisch überprüft, und nicht zuletzt ein Gutachten über FAST DUMM aus der Zukunft. Diese Texte erweitern den Denkraum des Buches, sie hallen nach in den Schlusszeilen eines Gedichts von Wladimir Majakowskij: »Ich will, dass mein Land mich versteht, / aber wenn es mich nicht versteht was solls? / Ich durchquere mein Land / wie ein kurzer, starker Regen.«