Anna & Bernhard Blume. SX-70. Polaroids / Polaroid-Collages 1975-2000

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Die großen, grotesken Fotoserien von Anna und Bernhard Blume sind heute wohlbekannt. In ihnen inszenieren die Künstler im dokumentarischen Gestus paranormale Situationen, die sich im Inneren einer „kleinbürgerlichen“ Welt oder in symbolisch besetzten Regionen deutscher Kunst (wie dem Schwarzwald) abspielen. Die Gegenstände (Geschirr, Pflanzen, Obst und Gemüse) und die Protagonisten (zumeist die Künstler selbst als „deutsche Kleinbürger“ kostümiert) werden in die Luft geschleudert, fliegen davon, schweben über dem Boden oder wirbeln umher. Auf diese Weise machen sie den unterschwelligen Wahnsinn sichtbar, der jeglichem häuslichen Leben innewohnt. Die weitgehend unbekannten Polaroid-Arbeiten der Blumes sind charakteristisch für ihr restliches Werk, mit einem trivialen Unterschied: es handelt sich einzig und allein um kleinformatige Farbfotos. Zugleich banal und kostbar, intim und bizarr, handelt es sich bei den Polaroids um bis ins kleinste Detail geplante Miniaturen, die über nicht weniger bildnerische Kraft verfügen als ihre monumentalen Pendants, und eine sichtbare, ihnen eigene stilistische Entwicklung durchlaufen.
Das Künstlerbuch zeigt in farbigen Abbildungen rund 240 Polaroids aus 25 Jahren. In vier Kapiteln werden die Werkgruppen: „Polaroid SX-70“ – 1975/76, „natürlich“ – 1982/85, „gegenseitig“ – 1986/89 und „Prinzip Grausamkeit“ – 1990/98 präsentiert. Vier Texte von Anna & Bernhard Blume selbst führen in die einzelnen Werkgruppen ein. Die Essays von Emmanuelle de l’Ecotais „Anna und Bernhard Blume und ‚die kleine magische Bilderkiste‘“, sowie der Galeristin der Blumes Francoise Paviot „Die kleinen Polarisationen der Medusa“ interpretieren die Polaroid-Arbeiten unter verschiedenen Perspektiven und binden das Werk in kunsthistorische Bezüge ein.

„Ästhetische Adaption der 16 chemischen Bildschichten von SX-70 für eine alchemische Verwendung der Fotografie als Malerei“
Anna und Bernhard Blume

„Viele Bildchen blieben so, wie sie aus dem Gerät kamen. Andere wurden zerschnitten, ihre Bildteile verschoben und mit wieder anderen Bildhälften zusammengeklebt.“
Anna und Bernhard Blume

Anna and Bernhard Blume’s large and grotesque photo series are now well-known. The artists stage paranormal events, in a documentary style, within typical bourgeois settings or in regions that have symbolic meaning in the German art world (e.g. the Black Forest). The objects (dishes, plants, fruit and vegetables) and the protagonists (mainly the artists themselves, dressed up as bourgeois characters) are spun into the air, fly off, levitate above the ground or roll around. The undercurrent of madness that is inherent in every domestic life is made visible.
The Blume’s largely unknown Polaroid pieces are characteristic of all of they work, with one trivial difference: they are all small colour photos. Simultaneously banal and precious, intimate and bizarre, the Polariods are miniature pieces planned to the smallest detail, possessing no less artistic cogency than their monumental counterparts and with a clear stylistic development of their own.
This artist’s book contains colour illustrations of around 240 Polaroids from a 25-year period. These are presented in four groups: Polaroid SX-70 – 1975/76, natürlich (natural) – 1982/85, gegenseitig (reciprocal) – 1986/89 and Prinzip Grausamkeit (the principle of cruelty) – 1990/98.
Each of the individual groups of work are introduced by texts by Anna and Bernhard Blume themselves. Informative essays by Emmanuelle de l’Ecotais and the Blume’s gallerist Francoise Paviot interpret the Polaroid works from various perspectives, placing it within an art historical context.