Anna

Eine Erzählung

von

Ein alter Vertreter fährt nachts im dichten Schneetreiben nach Hause. Er hört ein wenig dem Autoradio zu und folgt dann kleinen Träumereien. Er denkt zunächst an Urlaubserlebnisse, aber immer wieder kehren seine Gedanken in die Jugend zurück, die vom Nationalsozialismus geprägt wurde. Wie die meisten Pimpfe jener Zeit hatte er keine Vorstellung vom Frieden, sondern hoffte, in diesem Krieg Soldat und „ein Held“ zu werden. Der Krieg vertreibt den Jungen aus einem gutbürgerlichen Dasein in eine Baracke, in Armut und Elend, ohne echte Zukunftsperspektive. Er arbeitet nun in einer kriegswichtigen Fabrik und sägt tagtäglich Pappeplatten zurecht. Die Fremdarbeiterin Anna wird ihm zugewiesen, zu der er im Sinne der Nazi-Ideologie überlegene Distanz wahren will, deren Persönlichkeit ihn aber tief beeindruckt. Das Kriegsende kommt. Was wird aus Anna?

Schreiben war stets sein Metier: Cornel Diederichs war 40 Jahre lang Journalist. 1930 in Kleve am Niederrhein geboren, wurde er 1944 wegen der heranrückenden Frontzwangsevakuiert und nach Burghausen an der Salzach verschlagen. Nach dem Besuch des Gymnasiums war er ab 1954 Volontär und Redakteur bei einer Oberbayerischen Heimatzeitung und von 1961 bis 1994 Lokalredakteur in Weißenburg in Mittelfranken. In all diesen Jahrzehnten hat er sich nicht nur der journalistischen Tagesarbeit gewidmet, sondern sich mit besonderer Freude der Prosa zugewandt, so dass der Zeitungsalltag durch zahlreiche Veröffentlichungen bereichert wurde. In den 1960er Jahren wurden Prosatexte im „Merkur – Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken“ veröffentlicht. Seitdem Cornel Diederichs im Ruhestand ist, widmet er sich intensiv der schriftstellerischen Arbeit. Er lebt heute in Weißenburg und in der Bretagne.