Armand V.

Fussnoten zu einem unausgegrabenen Roman

von

Armand V. überrascht seinen Sohn in einer erniedrigenden
Szene – halbnackt, auf allen vieren, vor einer Unbekannten.
Kurz darauf gibt der junge Mann sein Studium auf, um
sich zum Kriegseinsatz in einer Eliteeinheit zu melden.
Ein Krieg, den der Vater als norwegischer Botschafter in
London zu befürworten hat, als Privatperson aber aus tiefstem
Herzen mißbilligt. Dennoch bewahrt er seinen Sohn
nicht vor diesem fatalen Schritt. Der Alltag des Vaters,
seine Streifzüge durch Oslos Straßen und in die eigene
Vergangenheit sind Nebenschauplätze der Handlung, denn
seine Geschichte ist nur Annotation, Fußnote zum eigentlichen
Roman, der bisher vergeblich ‚auf seine Ausgrabung‘
wartet und in dem die Figur des Armand V. in all ihrer
Zerrissenheit beleuchtet werden könnte.
Dag Solstad schickt uns in seinem neusten Buch in ein labyrinthisches
Abenteuer und stellt mit den Regeln des traditionellen
Romans unsere gewohnte Wahrnehmung auf den
Kopf.