Auf der Flucht

aus einem zerrütteten Land

von

Wer Einblick sucht in die dem Westeuropäer weitgehend unbekannten Länder, wird in diesem Buch Interessantes dazu finden. In Afghanistan toben seit Jahrzehnten Stammesfehden und Bürgerkrieg. Die „Gotteskrieger“ der Taliban, sunnitische Paschtunen aus dem südlichen Afghanistan kämpfen gegen schiitische Tadschiken und Usbeken aus dem Norden. Der schiitische Najmodin mit seiner jungen Familie will dem Gemetzel entkommen und macht sich auf in den Westen. Von Kundus im Norden über Kabul, Kandahar und Herat schlagen sie einen großen Bogen, bis sie die Grenze zum Iran erreichen. Hier und in der Türkei erleben sie Hinrichtungen und Terror, dem sie doch gerade in Afghanistan entkommen wollten. Weiter geht die Flucht über Griechenland, Mazedonien,Montenegro, Bosnien und Kroatien bis nach Slowenien, wo sie an der Österreichischen Grenze endet. Nach wochenlangem Lagerleben verzweifeln sie, befürchten sogar die Rückführung in die Türkei. Auf ihren Etappen durch unbekannte Länder, mit ständigen Sprachschwierigkeiten konfrontatiert, erlebt Nachmodin mit Pari und dem 3-jährigen Taha immer wieder nette Menschen, welche ihnen weiterhelfen.
Es ist eine Fluchtdokumentation mit erlebnisreichen Darstellungen von Land und Leuten nicht nur Afghanistans, sondern auch der Länder des Iran, der Türkei, Griechenland und mehrerer Balkanländer. Geschichtliche Rückblenden und aktuelle politische Verhältnisse geben einen Einblick in die Problematik der afghanischen Bevölkerung durch die Terrorgewalt der Taliban, der selbsternannten Gotteskrieger. Die kriegerischen Auseinandersetzungen sind nach Auffassung des Autors nur vordergründig mit dem muslimischen Glauben in Verbindung zu bringen. In Wirklichkeit geht es um handfeste wirtschaftliche Interessen, nicht nur der Westmächte, sondern auch zwischen Sunniten und Schiiten, zwischen Paschtunen auf der einen und Tadschiken mit Usbeken auf der anderen Seite.
254 lesenswerte Seiten. Überarbeitete, ergänzte Auflage.