August von Goethe Literaturverlag

Roman

von

Ihre Kindheit war bereits mit zehn Jahren vorbei, als ihre Mutter
depressiv wurde und sich nicht mehr um ihr siebtes Kind kümmerte.
Von da an zog sie ihre jüngste Schwester groß und kümmerte sich
um den Haushalt. Eine weiterführende Schule durfte sie nicht besuchen,
da ihr Vater sie im Haushalt brauchte und sie ja sowieso
irgendwann heiraten würde.
Ihre Flucht in die Ehe war der Versuch, ihre Vergangenheit abzuschütteln,
um endlich die Geborgenheit zu finden, die sie in ihrem Elternhaus
nie gefunden hatte. Aber nach der Geburt ihrer drei Kinder
hatte sie einen Full-Time-Job mit Kindererziehung und als Hausfrau.
Neben den täglichen kleineren und größeren Katastrophen mußte
sie sich auch ständig Sorgen machen, ob ihr Mann seinen Lohn mit
nach Hause brachte oder ihn in der Kneipe durchbrachte. Nach zehn
Ehejahren wie in einer Achterbahn reichte sie die Scheidung ein, bevor
sie ihre letzte Kraft verlor, und war wieder um einige Illusionen
ärmer geworden.
In ihrer zweiten Ehe mit einem 20 Jahre älteren Mann fand sie zwar
materielle Sicherheit, aber auch nicht den Rückhalt und die Geborgenheit,
die sie zeitlebens immer gesucht hatte. Sie arrangierte sich
mit ihrer Situation und war wieder „nur“ Hausfrau, die alles managte
und die Familie zusammenhielt. Nachdem die Kinder aus dem Haus
waren, kümmerte sie sich ausschließlich um ihren ziemlich dominanten
Mann und das große Anwesen. Nach einer Hüftoperation ließ
sie ihr Leben Revue passieren und stellte fest, dass sie eigentlich gar
nicht gelebt hatte, sondern gelebt worden ist.
Das Erstlingswerk der 1939 geborenen Autorin
Emy Bacher hat autobiografische Züge und
stellt die Familienereignisse incl. Aufbau des
elterlichen Firmenimperiums und dessen Untergang
in den zeitlichen Zusammenhang zwischen
Zweitem Weltkrieg, Entnazifizierung
und Wirtschaftswunder bis hin zu den achtziger
Jahren des vergangenen Jahrhunderts.