Aus meinem Leben und Denken

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Albert Schweitzer (1875–1965) gilt bis in die Gegenwart als großes Vorbild humanistischer Denkungsweise und gelebten Christentums. Im elsässischen Kaysersberg geboren, als mittelmäßiger Schüler mit starken musischen Interessen herangewachsen, hatte er zunächst Theologie und Philosophie studiert, in beiden Fächern (über das Abendmahlsproblem und die Religionsphilosophie Kants) promoviert, als Vikar gearbeitet, als Privatdozent an der Theologischen Fakultät zu Straßburg gewirkt und sich gleichzeitig zum Orgelvirtuosen herangebildet. 1905 erschien seine umfangreiche Biographie über Johann Sebastian Bach, 1906 die später so genannte ‚Geschichte der Leben-Jesu-Forschung‘. Weitere Publikationen folgten in großer Zahl.

Bereits mit 21 Jahren hatte Schweitzer beschlossen, sich nach seinem 30. Geburtstag dem ‚unmittelbaren Dienen‘ zu widmen und deswegen zusätzlich Medizin mit dem Schwerpunkt Tropenmedizin ebenfalls bis zur Promotion studiert (1905-1912). 1913 gründete er in der afrikanischen ‚Republique Gabonaise‘ das Krankenhaus von Lambarene. 1951 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1953 wurde ihm der Friedensnobelpreis zuerkannt.

Auf Bitten des Leipziger Verlegers Felix Meiner verfasste Schweitzer 1929 einen Beitrag für dessen Reihe ‚Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen‘, den er 1931 zu dem wesentlich umfangreicheren Buch ‚Aus meinem Leben und Denken‘ erweiterte, das im Laufe der Jahre zu seiner weltweit wohl auflagenstärksten Veröffentlichung mit Übersetzungen in bislang 21 Sprachen (chinesisch und koreanisch i.V.) avancierte und den Prozess seiner geistigen Entwicklung widerspiegelt.

Auch noch 80 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung ist dieses Buch weiterhin höchst lesenswert. Es zeichnet klar und unprätentiös die aus dem Nachdenken über bis heute virulente theologische und philosophische Probleme gewonnenen Lebensentscheidungen einer der großen Gestalten des 20. Jahrhunderts in seinen eigenen einfachen Worten nach. Der dieser Jubiläums-Ausgabe beigegebene Vorspann beleuchtet anhand von Ausschnitten aus der fast ausnahmslos unveröffentlichten Korrespondenz zwischen dem Autor und seinen Verlegern das Wechselspiel der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte dieses weltweit immer wieder rezipierten Textes.