Ausgelassen. Lyrik

von

Das uralte Kinderspiel Humpeltick oder Himmel / und Hölle oder Hopse mit dem Auslassen einzelner Hüpffelder animiert Anne Gollin zu einem der zentralen Gedichte dieses Bandes. Das kindliche Spiel wirkt als Symbol individuellen und gesellschaftlichen Handelns. Felder personeller und gesellschaftlicher Wirklichkeit, Vergangenheit und auch Zukunft, die wir ausgelassen haben, die wir auslassen wollen, um das Ziel zu erreichen. Balance halten an jeder Grenze erweist sich dabei als ein schwieriges Unterfangen. Ausgelassene Felder sind immer auch vorhandene Teile eines Ganzen, deren Überspringen verunsichert, Individuum und Gesellschaft drohen das Gleichgewicht zu verlieren. Dennoch sind wir wie die Kinder ausgelassen bei diesem Spiel des Durchkommens, bei dem wir auch noch jeden Glückser einmal / ankicken vorm Ziel.
Anne Gollin lässt den Leser teilhaben an einer Betrachtung der vielfältigen Felder des Ausgelassenen. So wie das Titelbild der Malerin Christin Coqui uns im Laufe des Buches in seinen Einzelfeldern die tiefe Dynamik des Ganzen offenbart, erhalten wir in den lyrischen Betrachtungen die Möglichkeit, eigenes Ausgelassenes zu entdecken.