Ausgewählte Funealgedichte Johann von Bessers im Gefüge von rhetorisch – poetologischem Reglement und singulärem Erleben sowie Rollenverständnis und Funktionsabhängigkeiten

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Die vorliegende Arbeit widmet sich einem speziellen Wirkungsfeld Johann von Bessers, des Zeremonienmeisters und Hofdichters Friedrichs des I., Königs in Preußen. In den untersuchten Funeralgedichten, zwischen 1677 und 1713 entstanden, zeigen sich Gehaltselemente des Übergangs von der Literatur der Frühen Neuzeit zur Aufklärung. Diese Epicedien werden im historischen, gesellschaftspolitischen und biographischen Kontext sowie unter Beachtung des kontemporären Literaturverständnisses und der Selbst- und Rollenwahrnehmung der Menschen im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert erschlossen und sachgerecht bewertet, deren weltanschauliche Ausrichtung und Todesvorstellung subsumierend.

Das Verdienst des heute weitgehend unbekannten und wenig gewürdigten Autors, Johann von Bessers, kann darin gesehen werden, das Vorhandene in vollendeter Form gestaltet und so ein wesentliches Fundament für neue Tendenzen in der Dichtung geschaffen zu haben.

Genaue Textanalysen und Archivrecherchen erbrachten ein bisher nicht wahrgenommenes Aussage- und Wirkungsverständnis und neue Deutungsansätze, die eine vielschichtige Funktionalität der Texte zutage förderten. Bessers Funeralcarmina zeugen von brandenburgisch – preußischer Herrschaftsgeschichte, gestalten Ruhm über den Tod hinaus, verkünden Herrscherlob und legitimieren Macht, erweisen sich zudem als Medium von Fürstenerziehung und –disziplinierung. So vermochte der Autor, mit seinen Texten auch Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen. Gleichzeitig wird über die Texte eine Karriere am brandenburgischen Hof sichtbar, der Leser erlebt, wie sich der Dichter inszeniert.

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Angaben zur Autorin:

Anke Plötz studierte an der Pädagogischen Hochschule Magdeburg Deutsch und Russisch, arbeitet seit 1989 als Lehrerin im Land Brandenburg. 1996 beendete sie ein Ergänzungsstudium zur Lehrbefähigung für das Unterrichtsfach Politische Bildung. 2009 promovierte sie in der Literatur der Frühen Neuzeit an der Universität Potsdam.