Auslegung der Gemeinplätze

von

Herausgegeben, übersetzt und annotiert von Hans-Horst Henschen
Verbesserte und vermehrte Auflage

Die erste Auflage der deutschen Erstausgabe eines der Hauptwerke Bloys wurde bereinigt und verbessert, um ein instruktives Nachwort des Herausgebers und Übersetzers sowie um einen Text und Übersetzungen von Walter Benjamin vermehrt.

„Den Bürger definiert Bloy entsprechend als den Menschen, der keinerlei Gebrauch von seiner Denkfähigkeit macht, sein eigenes Projekt umreißt er als Versuch, den Schwachköpfen, den schrecklichen und entschiedenen Idioten dieses Jahrhunderts die Sprache zu entreißen. Dabei hüten sich seine, im übrigen von Hans-Horst Henschen gekonnt übertragenen Bloßstellungen davor, angesichts der formelhaften Wendungen selbst analytische Schematisierungen vorzunehmen…. Das erste Verfahren zielt auf Aufdeckung dessen, was Bloy an kollektiver Verlogenheit in äußerlich untadeligen Begriffshülsen ausmacht…. Eine zweite, ausgesprochen unterhaltsame Demaskierungsvariante besteht darin, amoralische Geschichten zu erzählen und eine Maxime des täglichen Umgangs auf diese Weise so lange mit Lasterhaftem aufzupumpen, bis sie platzt…. Drittens schließlich kommt auch die heute daniederliegende, aber wohl wirkungsvollste sprachliche Reanimationstechnik in der Auslegung der Gemeinplätze zu ihrem Recht, die Kunst des Schmähens. Mit ihrer Hilfe gelingt es Bloy, den honigsüßen Phrasen der Selbstgerechtigkeit jene bittere Wahrheit beizumischen, die die Plappermäuler zusammenzieht….“
Ulrich Horstmann in Süddeutsche Zeitung