Autobahn

Ein Jahr zwischen Mythos und Alptraum

von

Autoliebhaber und Autohasser. Blühende Landschaften und verlassene Ödnis. Rasende Fahrt und kilometerlanger Stau. Versprechen und Realität. Michael Kröchert erzählt von einem zerrissenem Land, in dem viel Verkehr herrscht, aber kaum jemand weiß, wohin die Reise gehen soll.

Es ist tiefschwarze Nacht. Michael Kröchert steht neben Flex und einigen Aktivisten in vier Metern Höhe auf einer Balustrade in den Wipfeln des Hambacher Forst. Nicht weit vor ihnen verläuft die A4. Sie haben sie mit Barrikaden blockiert. Auf einmal Blaulicht, Einsatzwagen direkt vor ihnen, Scheinwerfer, die in den dunklen Wald strahlen. Einer der Aktivisten ruft eine Kampfansage durchs Megafon. Die Auseinandersetzung um die Besetzung des Hambacher Forst beginnt. Die Anwohner der neuen Autobahn A394 nach München haben ihren Kampf indes verloren. Die Autobahn ist fertig, ein großer weißer Betonwurm zieht sich durch das ehemalige Naturschutzgebiet. Eingeweiht ist sie noch nicht. Michael Kröchert ist einer der ersten, der sie benutzt. Zu Fuß. Auf dem Weg zur Unfallstelle von Jörg Fauser, der unweit von hier nach einem Bordellbesuch von einem Auto erfasst wurde.

Szenen eines zerrissenen Landes, erzählt entlang der Autobahn: einst Versprechen auf Fortschritt, Bequemlichkeit und kurze Wege. Stattdessen: Stau. Verkehrstote. Lärmbelästigung. Umweltverschmutzung. Und doch: wenn der Verkehr ruhig ist und die Sonne sich unter den Wolken hervorschiebt, die nassen Wiesen beleuchtet, kann man sie nochmal spüren, die Sehnsucht, die Freude am Fahren.

Michael Kröchert zeigt uns ein Land, das vertrauter nicht sein könnte, und wir doch kaum kennen.