Autodox

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Das Cover von „Autodox“ lässt keinen Zweifel: Hier ist alles Gold, was glänzt. Beinah ikonisiert selbstzufrieden, wie ein Caesar, blickt Jamiri seine Leser an. Oder auf sie herab? Nein, nein – die güldene Büste ist eher Zeichen allerfeinster Selbstironie. Was auch die folgenden 48 Seiten des Comics belegen: Immer inszeniert Jamiri sein Alter ego in Szenen abenteuerlicher Alltäglichkeiten, in denen das Scheitern nur einen Schritt entfernt ist – ebenso wie der Triumph über herkömmliche Lehrmeinungen, weibliches Denken oder Außerirdische.

Eine Prise Ernst, eine gute Portion Selbstironie, gewürzt mit ordentlich Sarkasmus und fein abgeschmeckt mit heiterer Desillusion – das sind die Zutaten, aus denen Jamiri sein Aphorismen-Menü kreiert. Für Comic-Gourmets und Feinschmecker von Timing, Assoziationskraft und brillanten Pointen ist das neue Jamiri-Album „Autodox“ ein Hochgenuss. Der Essener Künstler seziert Augenblicke, in denen das Gewöhnliche ungebremst auf das Bizarre und das Vergeistigte auf das Banale prallt. Bestes Beispiel ist der Auftakt des Bandes. „An dem Nachmittag, als die Maschinen die Weltherrschaft übernahmen, wollte ich gerade zu Tengelmann“, lautet der Eröffnungstext dieser Story. Und so geht es weiter: Big Bangs im Rhythmus eines Umblätterns, die Quersumme von Steve Jobs` IQ, Streit mit Beate, Chemie, Mathe, Deutsch, Telefonsex, Milliardengeschäfte, ein Hund – Jamiris Zugriff auf diese Themen ist sowohl zeitlos als auch Zeitgeist.

Der Comic-Star lädt mit „Autodox“ dazu ein, an einem Stück Zeitgeschichte der anderen Art teilzuhaben. Bewusst inszeniert sich Jamiri als Maßstab einer Generation, die überkommene Paradigmen auch als solche entlarvt und zu sich selbst finden kann.