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Lyrik der Gegenwart Band 94

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Die Entstehungsgeschichte dieser speziellen Sammlung ist die einer finanziellen Einsparung geschuldet: Zuerst waren da zwei Bücher mit jeweils einer Sammlung von Gedichtübersetzungen von Elfriede Gerstl und ein anderes mit Gedichtübersetzungen Herbert Wimmers – ein bis zum Tod von Elfriede Gerstl bekanntes Paar in der Wiener Literaturszene – liessen sich in der zuerst angedachten Form nicht realisieren. Nun erscheint – sozusagen nach zwei fiktiven Bänden – der dritte Band, eine Auswahl an Gedichten von Herbert Wimmer und Elfriede Gerstl, was insfoerne auch Sinn macht, da diese zwei Personen 35 Jahre lang lebensfreundschaftlich und lebenspartnerschaftlich zusammen waren – und auch manchmal etwas aufeinander Bezogenes geschrieben hatten, einige Male auch Gemeinschaftstexte verfasst hatten. Es ist eine gelungene Auswahl, welche die Übersetzerin Olga Sanchez vorgenommen hat, die dazu geführt haben, dass sowohl die spezifischen Stimmen von Gerstl wie auch Wimmer zu hören sind, wie auch die Verschränkungen, Echos und auch fallweisen Ineinanderklänge von Texten gut sichtbar und gut hörbar werden.
Ebenso enthalten bzw. vorangestellt ist den Texten eine Danksagung und Erinnerung von Elfriede Gerstl, in welchem sie jenen dankt, die mutig und mitleidig genug waren,trotz aller Strafandrohungen der Nazibürokratie einer jüdischen Frau und ihrem Kind – der Mutter und Elfriede Gerstl – Trost und Hilfe angedeihen zu lassen. Gerstl weiter in diesem Vorwort: „In einer Diktatur, die Anteilnahme fur Ausgegrenzte mit Gefängnis, Wohltaten mit Todesstrafe ahndet und Denunziation belohnt, erfordert Hilfe, wie wir sie von allesamt armen Menschen, zum Teil von Nachbarn erfahren haben – tapfere Widersetzlichkeit. Selbst das Unterlassen von Denunziation, des Vernaderns, wie das in Wien heisst (der Verzicht also auf Vorteil und das Risiko bestraft zu werden), erhält in diesem Licht den Glanz einer moralischen Leistung. Ich danke für selbstlose, tätige Hilfe, die keinerlei Gegenleistung erwarten konnte […]“.
Ebenso ist auch ein Dank an Heimrad Bäcker enthalten: „[…] krank, aussichtslos – mit mir war wirklich kein staat zu machen. heimrad hat mich damals gerettet, und solange ich lebe, werde ich nicht aufhören daran zu denken.“