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Novelliade

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Ja, das Leben ist ein Elend – und oftmals makaber. Schön sind die sechs Novellen denn auch nicht, die der finnlandschwedische Autor Elmer Diktonius 1935 unter dem Titel ‚Medborgare i republiken Finland‘ veröffentlichte. Vielmehr gehen die kurzen Texte unter die Haut, sowohl was Sprache und Inhalt als auch was ihre sozialkritische Intention betrifft. Nicht von ungefähr bezeichnet Diktonius dieses Werk als ‚Novelliade‘, was für die Einheit und Kom- paktheit steht, die ihm innewohnen: Auch wenn die sechs Geschichten völlig unterschiedliche Existenzen und Schicksale schildern, so ist ihnen doch vieles gemeinsam: Die porträtierten Figuren, ob Faschist, Verdingbub, als ewig Rote abgestempelte Mutter und Sohn, verrückter Armeleuteschuhmacher, Trinker oder Greis, alle sind sie Aussenseiter, ja Verlierer – aber eben auch finnische Staatsbürger, die Diktonius unerschrocken, einfühlsam und präzise beobachtend porträtiert, dabei tief in ihr Wesen eindringt, sie in ausserordentlichen, ja schicksalsträchtigen Situationen zeigt.