Beatrice von Bismarck. Auftritt als Künstler

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Für die Vorstellung vom Künstler zeichnet sich nach 1960 eine deutliche Verschiebung ab. Kennzeichnend dafür ist, dass sie die vielseitigen Neuerungen ästhetischer Praxis in Rechnung stellt, zugleich aber auch alte, der Tradition verpflichtete Aspekte des Künstlerbildes reaktiviert. Nur auf den ersten Blick scheint es paradox, dass die Erweiterung des Kunstbegriffs und die Entgrenzung der Orte der Kunst Hand in Hand gehen mit einem Rückgriff auf legendenhafte Anteile des Künstlerbilds. Denn bewusster und offensiver als dies in der Moderne der Fall war, geht die Kunst der letzten 40 Jahre – von Vito Acconci bis Mike Kelley, von Daniel Buren bis Renée Green, von Lynda Benglis, Gilbert & George, Bruce Nauman oder Martha Rosler bis Elke Krystufek, – mit überlieferten, mythisch behafteten Konzeptionen von Künstlerschaft um. Mythische Topoi erweisen sich dabei als aktiv einsatzfähige und gestaltbare Aspekte kultureller Praxis. In die Frage „Was ist ein Künstler“ nach 1960 spielen immer auch die Überlegungen hinein, was Künstler/innen sein könnten.