Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark

Und andere Tolldreiste Geschichten aus dem Altmärker Dekameron

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Vor gut zwei Jahrzehnten begann ich von Zeit zu Zeit Wanderungen durch die altmärkischen Landschaften und ihrer Dörfer und Städte zu unternehmen. Wie Weiland, Seume oder Fontane ging ich zu Fuß, besah mir alles mit großem Vergnügen und kehrte auch überall ein, wo ein Gasthaus Speise und Trank versprach. Das Bier kam damals durchweg aus einer Brauerei, der Bockwurstgeschmack war genormt einheitlich, aber die Anekdoten und Stippstörken, die ich aufschnappte, hatten ein eigenes, unverwechselbares Kolorit, leuchteten in Farben, welche vor allem die niederdeutsche Mundart verschenkte. Sie milderte auch das Deftig-Derbe, das beliebteste Feld dieser witzigen Erzählungen.
Diese tolldreisten Geschichten werden heutzutage noch überall in der Altmark erzählt. Freilich: nicht jedermann bekommt sie zu hören. Mit ihren ungezählten Varianten sind sie bestimmt unsterblich. Und wer sich über sie empört, dem sei ganz sachlich wiederholt, was der von mir hochverehrte Karl Julius Weber bereits vor über einhundertfünfzig Jahren (da muß doch bestimmt die gute, alte Zeit stattgefunden haben) niederschrieb: „Jagt immer die Natur zur Vordertüre hinaus, im Triumphe hält sie ihren Einzug durch das Hintertürchen und lacht im stillen Kämmerlein.“