Beverin Ménilmontant Seewis

von

Zwei Klinikaufenthalte in Graubünden, Beverin (Alkoholentzug) und Seewis (Herz-Rehabilitationszentrum) bilden – kontrastiert mit Aufzeichnungen aus dem Pariser Quartier Ménilmontant – gleichsam die Seitenflügel, Flanken dieses Textes, der das Verhältnis von Gesundheit und Krankheit zu umkreisen versucht und sich an die Struktur des Isenheimer- Altars, ein Retabel aus drei Schauseiten, von Mathias Grünewald anlehnt. Dieser wurde um 1500 von den Mönchen des dortigen Antoniter-Klosters in Auftrag gegeben, die ein Spital für die am IGNIS SACER, dem „Antonius-Feuer“ Erkrankten, aber auch Pestkranke, „Tollsüchtige“ etc.führten Entstanden ist ein Text, der bewusst gattungslos st und Prosa, Essay, Tagebuch-Notate miteinander verklammert.“Es ist diese Dynamik von Rausch und Ernüchterung, die den Text so dringlich macht. Frank gelingen haarscharfe Analysen des klinischen Betriebs, filmreife Szenen. Frank begibt sich also hinein in die Scheiße, mitsamt dem Körper – und ist gleichzeitig Beobachter. Der Autor, der mit gezücktem Notizblock durch das Feuer geht. Ein „Scheintoter“, der sich unsichtbar macht und so einen unbefangenen Blick gewinnt. Hier wird nicht über Krankheit habilitiert; da begibt sich einer in die Krankheit … ein intensives Stück Literatur: den luziden Erfahrungsbericht einer existenziellen Krise.“ (WOZ)
„Frank, der streitbare Theaterregisseur, gibt sich mit dem Text jene Blösse, in der Menschliches fern von Fussnagellack, Esoterikschund und auch der Psychotherapie begreifbar wird. Damit schafft er wirkliche Literatur, in einer Spanne von Engagement und Absurdität, die so wenig etikettierbar scheint wie ein Mensch diagnostizierbar.“ (Bündner Tagblatt)