Schauplatz der Erzählungen ist das deutsch-tschechische Grenzgebiet in den Jahren 1936 bis 1945. Unter dem leitmotivischen Sichtpunkt des BILDBERGS, zu dessen Füßen sich die besiedelten Täler Nordböhmens hinziehen, legt der Autor in poetischer Verdichtung ein authentisches Zeugnis eigener Kindheitserlebnisse ab. Sie beginnen am Haltepunkt I, dem kleinen Vorortbahnhof von Kammerau, der die Großelternwelt des Fünfjährigen bezeichnet. Und sie enden mit dem Haltepunkt II, der sich mitten im Visier der Panzerfaust befindet, die man im Frühjahr 1945 in einem Ausbildungslager bei Reichenberg den Vierzehnjährigen zu handhaben lehrt. Geschichten also und Geschichte. Erzählt wird aus der Perspektive des heranwachsenden Jungen. Zunächst unbefangenheiter, von Kinderspiel und ersten Schulabenteuern, aus dem Gefühl familiärer und heimatlicher Geborgenheit. Aber mit allmählich sich weitender Erlebnis- und Erfahrungswelt werden zunehmend auch die Risse bewußt, die bald zu politischen Fronten werden und quer durch Dörfer, Nachbarschaften und Familien gehen. Über die Kämme der Grenzgebirge dringt die nationale und soziale Demagogie der Nazis und findet Widerhall in der Heim-ins-Reich-Demagogie der sudetendeutschen Henleinpartei. Aufkommende Arbeitslosigkeit und um sich greifende Faschisierung verdüstern und be-drohen die hier erzählte Kindheit und entwurzeln sie schließlich durch den Krieg, der der räuberischen Eingliederung der Grenzgebiete ins Dritte Reich auf dem Fuße folgt. Wenn es am Ende des Buches heißt: „Zwischen diesem Haltepunkt und jenem lag meine Kindheit“, so ist die Sachlichkeit dieses Resümees höchst lebendiger und farbiger, jedoch auch schmerzender Erinnerung abgewonnen.
- Veröffentlicht am Dienstag 29. Oktober 1985 von Verlag d. Nation
- ISBN: 9783373001768
- 244 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur