BIRNALL. suada

lyrik vulgo prosa

von

Das „Birnall“ von Helmut Schranz ist das hybride Produkt eines ebenso sensiblen wie rabiaten poetischen Unternehmens, das die Bedingungen des Den- kens und Empfindens des einzelnen und von Gruppen in unserer nach den Gesetzen des Kapitalismus mediatisierten Welt zu erkunden versucht.
Mittels feingliedriger Montagetechnik verschraubt der Autor Material unterschiedlichster Codes und Diskurse – von Nachrichten und Reklame über Rat- geberliteratur bis zum Porno – zu grollenden und grummelnden Sprachungetümen. In schroffem Wechsel klatschen schiefe Bilder auf flache Witze, werden Sentenzen ihres Unsinns entleert, zudem offenbaren mit Bedacht gesetzte Versprecher, listige Anspielungen oder kleine Eingriffe in die Idiomatik die Subtexte diverser unser Leben reglementieren wollender Parolen. Im Modus eines Als-ob-Kalauerns saust der Text als diskrepante Suada dahin. Und gerade damit: in der Verausgabung der eingesetzten sprachspielerischen Mittel gelingt dem Autor auf beeindruckende Weise der poetische Nachvollzug jenes Verschleißzusammenhangs, der unsere ökonomische Umgebung ebenso wie unser Inneres beherrscht.
Helmut Schranz registriert Formen der Entfremdung in verflixter mimetischer Genauigkeit, weil er seine Schreibverfahren in einer Konsequenz, die nur we- nigen zeitgenössischen Autoren eignet, an Befunden zu deren sozialen Voraussetzungen zu kalibrieren versteht.