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Svein Jarvolls einziger Roman „Eine Australienreise“, 1988 erstmals publiziert und seitdem als einer der wesentlichen Texte der norwegischen Postmoderne gelesen, erzählt zwei aufeinander zulaufende Geschichten: die des norwegischen Odysseus Mark Stoller, dessen Reisen ihn von der spanischen Provinz Valencia über Irland nach Italien und schliesslich nach Australien führen, und die der Australierin Emmi, die sich zusammen mit ihrer Freundin Alice auf den Weg zur Hütte ihres Vaters Buster macht, um dort auf ein Buch über den norwegischen Australienfahrer Magnus C. Ztlohmul zu stossen. Beide Geschichten arbeiten an einer neuen Kosmologie, die die vertikale Struktur der Commedia Dantes in eine horizontale Ordnung verkehrt. Alle Figuren, seien es Mark, seine dänische Geliebte Lone, oder die Alchemisten, Chronisten, Vaganten und Fabelwesen, denen sie auf ihren Reisen begegnen, sprechen in einer Sprache, der ihr eigener Tod schon eingeschrieben ist. Aber sie sind nicht berauscht vom Sterben, sondern vom Leben, das sich gerade in seinem begrenzten zeitlichen Umfang in Ekstasen der Sinnlichkeit entfaltet. „Eine Australienreise“ bietet eine Auseinandersetzung mit der europäischen Kulturgeschichte des Todes und reicht von griechischen Dichtern über Dante und Joyce bis hin zu Listen erfundener Bücher, surrealistischen Dialogen oder eingeworfenen Gedichten: ein Füllhorn an Texten, das keine richtige und doch nur richtige Deutungen anbietet.