Bleibe, Athen

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Im Sommer 1996 reist Jacques Derrida nach Griechenland. Im Gepäck: Photographien von Jean-François Bonhomme mit Motiven aus Athen – Antikes und Alltagsszenen gemischt –, sowie das Versprechen, ihre Publikation mit einem Text zu begleiten.

Der wie eine Momentaufnahme plötzlich auftauchende Leitgedanke ist datiert, „3. Juli, gegen Mittag, nahe Athen“. Ein vieldeutiger, im Fortgang des Textes viel gedeuteter Satz über den Tod, die Schuld und „uns“. Der Wunsch, ihn „in Stein zu meißeln“, führt zum ersten Bild (ein Grabmal aus dem Kerameikos), das auch als Metonymie aller anderen gesehen werden kann. Sogleich steht auch die Form des Textes fest: „aphoristisch und seriell“, um in Anlehnung an die Photographie mit dem Schwarzen (der Schrift) und dem Weißen (der Lücke), mit Hell und Dunkel, Licht und Schatten zu spielen. Reflektiert wird, auf den Spuren von Sokrates und Platon, der Zusammenhang von Philosophie, Photographie („Photographie: Schrift aus Licht, gibt es ein griechischeres Wort?“) und Tod. Vielleicht ist es ein „Buch der Epitaphien“, das im photographischen Bild (die) Trauer trägt.