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Theaterstück

von

Bisher wird Beethovens Leben immer von Wien her gelesen. Das Theaterstück Kurfürstensonate macht es umgekehrt und stellt Beethovens Bonner Zeit im Vorgriff auf Wien dar. Beethoven-Mythen vom einsamen Wiener Heros werden gegen den Strich gebürstet und der Blick auf den jungen Künstler wird schärfer gestellt. Dabei wird nicht chronologisch-realistisch, sondern „unzuverlässig“ erzählt: Im Stück gibt es Zeitsprünge, sprechende Tote und Expertenauftritte, die Beethovens Leben kommentieren.

Der genius loci der Stadt Bonn, das Leben in unmittelbarer Nähe des Rheins, die Trunksucht des Vaters und die prekären Umstände der Familie, die Abhängigkeit vom Hof des Kurfürsten einerseits und der Einfluss der revolutionären Ideen aus Frankreich andererseits bilden den historischen Rahmen. Beethovens tiefe Abneigung gegen Autoritäten, die von seiner ambivalenten Vaterbeziehung und einem starken bürgerlichen Selbstbewusstsein herrühren, spielen eine wichtige Rolle. Und es geht um das Hören, Hinhören, Zuhören, das für die Kinder- und Jugendjahre als ein „Weghören“ inszeniert wird. Der Konflikt um das Hören gipfelt gegen Ende des Stücks in einem Selbstgespräch des alten Beethoven, der sich als Resonanzraum abschließt von der Welt, um die betörenden Klänge seines Spätwerks ganz in sich zu produzieren. In der Schlussszene legt die Figur zu den jazzigen Sequenzen im Sonatensatz Nr. 2 der Klaviersonate op. 111 den Hausmantel ab und tritt in modernem Anzug in unsere Gegenwart ein.