Botenstoffe

von

„Ohne Kenntnis der Sprache, der Sprach- und Literaturgeschichte ist nichts zu machen.“
Thomas Kling

Als Forschungsreisender in den Angelegenheiten des Gedichts hat Thomas Kling sich in den Essays seines Buches „Itinerar“ (1997) vorgestellt. Sein inzwischen vielbändiges lyrisches Werk hat ihn zum „bedeutenden Lyriker des 20. Jahrhunderts“ (Neue Zürcher Zeitung) gemacht; zuletzt erschien, Schrift- und Sprachklang vereinend, sein Gedichtbuch „Fernhandel“ (1999).

Seine Archäologie des Poetischen treibt Thomas Kling nun mit „Botenstoffe“ voran – denn „Dichtung ist gesteuerter Datenstrom und löst einen solchen im Leser aus.“

„Botenstoffe“, das sind nicht nur die eigenen Gedichte auf Sprach- und Geschichtsreise, Botenstoffe liegen auch in der Tradition, die Thomas Kling sich und uns facettenreich eröffnet: Er erhellt die Berührungspunkte von Barockdichtung und Moderne, macht durch seine Lektüre mit der mexikanischen Ordensfrau Juana Inés de la Cruz und den Predigten eines Abraham a Sancta Clara oder dem Sängerdichter Oswald von Wolkenstein vertraut. Ob Horaz, Stefan George, der italienische Lyriker Salvatore Quasimodo, eine Peter-Huchel-„Dankabstattung“ oder seine Beziehungen zur „deutschen Sprache selbdritt“ – Christine Lavant, Ingeborg Bachmann und Friederike Mayröcker –, all das ist genauso faszinierend wie eine Picasso-Polemik oder ein Portrait des Dichterfreundes Marcel Beyer.