Brahmasutra

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Das Brahmasutra, auch Vedantasutra genannt, ist d i e grundlegende Schrift der Vedanta-Philosophie. Es wird Badarayana bzw. Vyasa zugeschrieben und enthält 555 Aphorismen, in denen die grundlegenden Gedanken und Prinzipien des Vedanta – daher der Upanischaden – in äußerst knapper Form zusammengefasst sind. Das Werk stellt also die wesentlichen Aussagen der Shruti und Smriti vor und zeigt ihre vollständige Übereinstimmung darin, das nicht-duale Brahman nirguna als die letzte Wirklichkeit anzuerkennen.

Paul Deussen, Philosophie-Historiker, Indologe und Sanskrit-Gelehrter des ausgehenden 19. Jahrhunderts, schreibt in der Vorrede ’seines‘ Brahmasutra:

‚Das Brahmasutra gilt als das ‚Hauptwerk derjenigen Lehre, welche, wie keine andere, im Mittelpunkt der religiösen und philosophischen Weltanschauung der Inder steht.‘

Es ist ‚ein Werk,. welches die bedeutendste und in Indien selbst angesehenste Zusammenfassung derjenigen Gedanken enthält, welche Jahrhunderte hindurch einer großen und gebildeten Nation der Angelpunkt ihres Denkens und Treibens, der Trost im Leben und im Sterben gewesen sind.‘

So wird dem ‚hingebenden Leser eine religiös-philosophische Weltanschauung entgegentreten, wie sie in dieser Tiefe, Folgerichtigkeit und Durchbildung ihres Gleichen in der Welt nicht leicht finden dürfte.‘ (Paul Deussen, Die Sutra’s des Vedanta oder die Cariraka-Mimamsa des Badarayana, Leipzig 1887)

Das Brahmasutra bildet zusammen mit der Bhagavadgita und den klassischen Upanischaden die sogenannte ‚Dreifache Wissenschaft des Vedanta‘, Prasthanatraya genannt.

Das Werk besteht aus vier ‚Büchern‘ mit insgesamt 555 sutra und umfasst ca. 448 Seiten.

Im ersten Buch, ‚Konkordanz‘, wird die Theorie des Brahman dargelegt, Brahman als die grundlegende Wirklichkeit; dann wird seine Natur und seine Beziehung zur Welt und zur individuellen Seele beschrieben, mit dem Ziel, die unterschiedlichen Behauptungen, die zu diesem Thema in den Veden zu finden sind, wieder miteinander zu versöhnen.

Im zweiten Buch, ‚Abwesenheit von Widerspruch‘, werden die Einwände, die gegen diese Theorie erhoben werden, untersucht und widerlegt. Außerdem wird erläutert, auf welche Weise die Welt von Brahman abhängt, wie sie sich in Ihm entfaltet und wie sie wieder von Ihm absorbiert wird. Darüber hinaus finden wir Anmerkungen zur Natur des jiva, zu seinen Attributen, zu seiner Beziehung zum Brahman, zum Körper und zu den eigenen Handlungen.

Im dritten Buch, ‚Spirituelle Disziplin‘, werden die Arten und Mittel (sadhana) dargelegt, um die die Erkenntnis des Brahman (brahmavidya) zu verwirklichen; ferner wird die Transmigration des jiva (Seelenwanderung) behandelt.

Im vierten Buch, ‚Die Frucht‘, ist von den Früchten (phala) der brahmavidyå die Rede. Außerdem wird die Reise des jiva nach seinem Tod auf dem Weg der Götter (devayana) und auf dem Weg der Ahnen (pitryana) beschrieben und seine abschließende Befreiung.

Im Anhang des Buchs befindet sich der vollständig transliterierte Sanskrittext.