Briefe an ein Phantom

oder Wahn und Wirklichkeit 1986-1988, Roman

von

Was hat es nun mit diesem 1986 bis 1988 in der DDR verfassten Briefroman auf sich? Die Briefschreiberin, bereits jenseits der Lebensmitte und des Berufslebens wird von einem unerfülltem Herzenswunsch bedrängt: Sie möchte literarisch schreiben und sucht nach Ermunterung und Billigung durch ihresgleichen. Beeindruckt von den fantastischen Texten einer anerkannten Autorin, nimmt sie sich vor, sich brieflich an sie zu wenden. Jedoch bereits im ersten Brief vollzieht sich ein Wandel. Statt an die Zeitgenossin schreibt sie an eine kuriose Gestalt aus deren Werk, eine Unnatur aus Frau und Eule.Was geht in einem Menschen vor, der ein Phantom als Ansprechpartner bevorzugt? Die Briefschreiberin, von der poetischen Kraft des Märchens »Flachs« von H. Ch. Andersen ergriffen, verlangt es nach bedenkenloser Offenheit, die sie keiner Fehldeutung ausliefern will, und nach literarischem Gedankenaustausch. Jeder Brief ist ein Versuch, sich von angehäuften inneren, sozialen, geistig-ideologischen Konflikten aus ihrer Lebenswirklichkeit freizumachen. Das verbindet sie durchaus mit der Ab-, Aus-, Aufbruchsstimmung, wie sie das angekündigte neue Denken ihrer Zeit ausstrahlt.