Briefe aus der Quarantäne

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Als Ungarn im März 2020 seine Pforten schloss, war ich gerade in meinem Bauernhaus am Fuße des Klosters Pannonhalma. Ich beschloss, mich um eine offizielle Wohnerlaubnis (lákcimkártya) in meinem ungarischen Dorf zu bemühen und im Bauernhaus abzuwarten, bis Ungarn die Grenzen wieder öffnet. Das dauerte drei Monate. Ich habe mich nicht gelangweilt, denn in meinem großen Garten am Haus gibt es viele Möglichkeiten, sich zu beschäftigen, und auch viele Wunder zu erleben. Bis Ende Juni konnte ich die Vögel, angefangen von Sperlingen, Meisen, Buntspechten, Distelfinken … bis zu Kernbeißern, durchgehend bewundern. Ein Amselpaar brütete in meinem Carport und zog dreimal vier Jungvögel groß. Eine Meisterleistung! Auch ein Hausrotschwänzchen hatte Nachkommen. Viele Vogelkästen wurden von Sperlingen belegt, die auch in großer Formation durch den Garten hüpften. Es gibt sogar einen Kasten für Fledermäuse. Sie sausten uns am Abend um die Ohren. Ich hatte Kirschen, Aprikosen, später auch Pflaumen, Äpfel, Nüsse … zu ernten. Sogar gewisse Erfolge bei der Erzeugung von Zucchini und Tomaten waren zu verzeichnen. Diesbezüglich ist das Dorf sowieso ein Paradies. Gemüse oder Obst, das man nicht selbst erntet, bekommt man von den Nachbarn geschenkt. Manche Früchte hängen an den Bäumen auf der Dorfstraße. Das unbeschwerte Leben in der Natur im falu (Dorf) konnten auch meine Enkelinnen Rosalie und Amelie schon mehrfach genießen. Ich begann ein Kinderbuch zu schreiben, es beschreibt „Amelie im Wunderland“ mit allen Herrlichkeiten und Freiheiten, die die Kinder hier im Dorf hatten. Da man sich vor Ansteckungen hüten musste, war das Jahr auch ein bisschen einsam. Selbst mit meiner Freundin Marika telefonierte ich meistens. Zunächst – bis es kälter wurde – haben wir uns noch im Garten getroffen … Das Jahr war also ein Jahr zum Nachdenken. Meine Erlebnisse beschrieb ich fortlaufend in Briefen. Die Korrespondenz mit Amelie fasste ich letztlich hiermit zusammen.