Brummlg’schichten – CDs

Alte Liebe /Das amerikanische Duell

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FOLGE 14: ALTE LIEBE – von Ellis Kaut und Kurt Wilhelm speziell für Liesl Karlstadt und Willy Reichert geschrieben, wurde eine der erfolgreichsten Folgen der Serie und mehrfach wiederholt. Liesl Karlstadts Rolle war geeignet, als Frau Brumml bei ihrer Begegnung mit einem Verehrer aus ihrer Jugendzeit mit schönen Pointen in spaßigen Situationen zu brillieren und damit die Rolle der Frau Brumml aufzuwerten.
Es geht um folgendes: Nachdem der Briefmarkensammler Brumml ihr Haushaltgeld stibitzt hat, setzt sie, ungerührt vom Gejammer ihres Ehemannes eine Annonce in die Zeitung:

Briefmarkensammlung zu verkaufen. Als Interessent erscheint der Schwabe Christian Scheufele, in dem sie einen früheren Verehrer erkennt, der ein charmanter Gauner geworden ist. Er quartiert sich augenblicklich bei Brummls ein. Die Tragödie mit Eifersucht und Vorteilnahme nimmt ihren Lauf. In Kürze sind Brumml und Wurmdobler böse auf ihn und wissen nicht, wie sie den lästigen Gast wieder los werden können. Frau Brumml und die Zenzi hingegen sind entzückt von seinem Charme und verwöhnen ihn. Die Zenzi hat’s diesmal mit dem Dichten, aber der Wurmdobler will nicht reimen helfen, sondern sie endlich heiraten. Sie mag aber nicht – Was sollen die eifersüchtigen Mannsbilder tun?

Beim Thema Liebe und Eifersucht bot sich ein musikalisches Duell zwischen den Isarspatzen und den Josinders an. Die Spatzen verhöhnen den Schwaben mit bayrischem Text auf die Melodie von „Bel ami“ – die Josinders tun ähnliches mit „Give me the simple life“, das auf Bayrisch zu „O‘ Xaver Brumml“ wurde, sowie dem Amischlager von der „Sentimantal Jorney“ als Duett „Damen contra Spatzen“. Die kommentierenden Gesangstexte dazu schrieb Fred Rauch.

WILLY REICHERT
Der große Erfolg dieser Geschichte ist wesentlich der Pointen-Sicherheit und dem eleganten Dialog des Willy Reichert zu danken. Weder vor noch nach ihm hatte ein schwäbischer Darsteller eine so große Palette als Alleinunterhalter, Gedicht- und Chansoninterpret, Conferencier, Komiker und ernsthafter Schauspieler. Ob er seine Chansons selber am Klavier begleitete, Mörikegedichte oder Brettltexte der Jahrhundertwende rezitierte, wie er da mit dem Publikum spielte, vieles nur andeutete, anderes abbrach, wenn er das Interesse nachlassen spürte, alles aus seinem großen Repertoire improvisiert zusammenstellend, das alles hatte Niveau, war gescheit und hundslustig. Die Leute kamen keine Sekunde von ihm los.

Bei Brumml schon erlebte ich sein phänomenales Gedächtnis. Den Text hatte er nicht gelernt, nur zwei- oder dreimal durchgelesen. Was logisch sei präge sich von selber ein, sagte er. Jede Änderung und Nuance auf den nur drei oder vier Proben kam stets präzise. Mit ihm zu arbeiten war eine Freude.
1896 in Stuttgart als Sohn eines Eisenbahners geboren musste er zunächst den berühmten „soliden“ Beruf erlernen und wurde „Zuckertechniker“ – was immer das sein mag (Konditor ist’s nicht). Kam aus dem 1. Weltkrieg zurück, hatte die Lust an Zucker verloren und erlernte die Schauspielerei. Er trat die Ochsentour durch kleine Engagements an, wo er sich lernend hocharbeiten konnte und Erfahrungen sammelte. Auf Landsberg/Warthe folgte Heilbronn, (dort sang er 1924 sogar den „Danilo“ in der „Lustigen Witwe“) dann das Volkstheater in München, und schließlich das Schauspielhaus Stuttgart. Inzwischen war er als Alleinunterhalter und Kabarettist bekannt geworden, hatte Filmrollen absolviert und musste sich nicht mehr fest an ein Theater binden. Erst als man ihm die Leitung der Komödie in Stuttgart anbot blieb er dort von 1932 bis 1941 als Direktor. Inzwischen war er in Mietenkam am Chiemsee ansässig geworden und kehrte nach Stuttgart immer nur auf Gastspiele zurück. Ich durfte mit ihm dort die Komödie „Das Geld liegt auf der Bank“ inszenieren und beim Fernsehen des Süddeutschen Rundfunks die Serie „Deutschland, Deine Schwaben“. Reichert starb 1973 in Grassau.

FOLGE 15: DAS AMERIKANISCHE DUELL
Die Geschichte hat Olf Fischer nach einer Idee vom Michl Lang geschrieben. Michls Gegenspieler war dabei als Gaststar der Komiker Heinz Erhardt („noch ’n Gedicht“) der damals am Beginn seiner Karriere als Hörfunkliebling stand. Die Schwankhandlung trägt seiner Eigenart Rechnung. Er war ein Meister der Wortspiele und hintersinnigen Albernheiten und somit ein norddeutscher Gegenpol zur süddeutschen Direktheit des Lang Michl. Mit ihm zu arbeiten war besonders angenehm. Er war sehr präzise, einfallsreich was seinen Text betraf, und hat mit ein paar seiner bewährten Kalauer und Wortspielpointen unsere Dialoge aufgemöbelt. Er verbreitete auf den Proben gute Laune, und lachte herzlich über die Späße und die Darstellung der Kollegen. Das amerikanische an diesem Duell ist, dass es nicht mit Waffen, sondern mit Worten ausgetragen wird, und zwar ausgerechnet mit Wissensfragen über Themen, von denen die beiden Duellanten Lang und Erhardt keine Ahnung haben. Ursprünglich als Faschingsgaudi gedacht und geschrieben, wurde daraus aus Termingründen eine Sendung am zweiten Weihnachtsfeiertag 1949, was manche Hörer damals leicht verwirrte. Auch dass kein tieferer Sinn und keine Zeitglossen darin enthalten sind, sondern die pure Gaudi vorherrscht, war manchen Leuten ungewohnt.

HEINZ ERHARDT – wurde 1909 in Riga als Sohn eines deutschen Theaterkapellmeisters geboren. Im musikalischen Milieu aufgewachsen, wollte auch er ein Berufsmusiker werden und studierte daher von 1926 bis 1928 am Konservatorium in Leipzig, fest entschlossen, eine Karriere als Konzertpianist zu machen. Als er nach zwei Jahren wieder nach Riga zurückkehrte, hatten sich die Zeiten geändert. Die Weltwirtschaftskrise stand bevor, und die politische Lage in seiner Heimat wurde immer prekärer. Er versuchte sich einige Zeit vergeblich als Musikalienhändler über Wasser zu halten, fuhr dann kurz entschlossen nach Danzig und bewarb sich beim nagelneuen Medium, dem Rundfunk. Konzertpianisten brauchten sie dort keinen, also setzte er sich ans Klavier und trug einige Chansons vor, die er als Gaudi gedacht und gemacht hatte. Darunter jenes, mit dem er bald berühmt wurde:

„Kennen Sie den schon das Fräulein Mäbel?
Würden Sie sie sehen würd’s Ihnen äbel,
Beine hat se dünn sowie ein Säbel
meine süße kleine Freundin, Fräulein Mäbel“ usw.

Dies war das Ende seiner seriösen Konzertlaufbahn. Auf seine Radiodarbietungen in seiner schüchtern, lässigen Art folgten Engagements in Varieté’s und Kleinkunstbühnen. Seine raffiniert albernen Gedichte rundeten seine Chansonprogramme ab, und schließlich engagierte ihn der berühmte Willy Schaeffers an sein heute legendäres „Kabarett der Komiker“ in Berlin. Das Engagement wurde von der Deutschen Wehrmacht jäh unterbrochen, doch halfen ihm Humor und sein Repertoire als Truppenbetreuer über das Ärgste hinweg. Bei Kriegsende verschlug es ihn nach Hamburg, wo er sofort am Sender an seine Erfolge anknüpfen konnte. Hier entwickelte er seinen unverwechselbaren Stil (mit noch’n Gedicht) das seine Karriere beförderte und gastierte auch am BR im „Fleckerlteppich“ und als Brummlpartner.
1956 entdeckte ihn der Film. Aus dem Kabarettisten wurde ein Komödienschauspieler, er kriegte immer größere, und schließlich sogar Hauptrollen. Nach einem guten Dutzend erfolgreicher Filme erlitt der einen Schlaganfall, der ihm die Sprache raubte. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er stumm im Kreise seiner Familie. Dass er nach seinem Tode zur Kultfigur der kinogehenden Jugend würde, hätte ihn selber wohl am meisten überrascht. Seine vielen, herrlichen albernen Gedichte, sind als Buch erschienen und werden immer wieder zitiert.