Cultura

Das autobiographische Gedächtnis im Prosawerk Max Frischs

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‚Ein Mensch hat eine Erfahrung gemacht. Jetzt sucht er die Geschichte seiner Erfahrung.‘ So beschreibt der namenlose Erzähler in Frischs Roman Mein Name sei Gantenbein (1964) die Strategie, eine Lebensgeschichte zu erzählen. In den jüngsten Diskussionen um Erinnerung und Identität stand genau dieser Prozess im Mittelpunkt. Ohne das Erzählen von Erinnerung im sogenannten memory talk ist eine Identitätsfindung nicht möglich. Diese narrative Identität hängt vom jeweiligen Adressaten, vom zeitlichen und räumlichen Kontext sowie von der eigenen Erinnerungsleistung ab, die zahlreichen Schwankungen unterworfen sein kann.
Ausgehend von diesen Grundüberlegungen untersucht die vorliegende Arbeit folgende Fragestellungen: Wie entwickelt sich die Darstellung des autobiographischen Gedächtnisses und der narrativen Identität im Prosawerk Max Frischs? Welche Veränderungen haben sich in der ästhetischen Bearbeitung der Erinnerungsthematik in Frischs Werk ergeben? In welchen Diskursen bewegen sich die erdichteten Konzeptionen der erzählten Erinnerung? Einem theoretischen Teil, der Gedächtniskonzepte aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenführt, folgt ein längerer Analyseteil, der Frischs Werke mit dem zuvor erarbeiteten Analyseinstrumentarium in den Blick nimmt und nach thematischer wie ästhetischer Veränderung fragt.