Dani Karavan

Retrospektive

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Das Besondere der künstlerischen Arbeit von Dani Karavans ist es, Stadt- und Landschaftsräume auf neue und bemerkenswerte Weise erfahrbar und erlebbar zu machen. Er geht bei dieser gestalterischen Verwandlung immer von der Geschichtlichkeit des Ortes aus und entwickelt mit seinen komplexen Zeichensetzungen vielfältige gesellschaftliche, historische und politische Bezüge, die dem Betrachter durch eine ungewohnte und ästhetisch höchst verdichtete Gestaltgebung bewusst werden. Aus den Potentialen der Erinnerung transformiert er neue sinnliche und kommunikative Erfahrungsräume.

In diesem Prozess spielt der intensive Dialog zwischen Mensch, Natur und Kunst eine entscheidende Rolle, denn Karavan geht von der elementaren Auffassung aus: „Alles, was die Menschen wissen, geht auf die Natur zurück. Alle Formen, ob verborgen oder offen, finden sich in der Natur. Selbst Dinge, die nur in der Imagination oder im Unbewussten existieren, entstammen der Natur.“

Dani Karavan wurde 1930 in Tel Aviv geboren. Er studierte zunächst in Tel Aviv und in Jerusalem an der berühmten Bezalel Academy of Arts. Nach einigen Jahren im Kibbuz, dem Studium der Freskotechnik 1956/57 in Florenz und der Arbeit als Bühnenbildner für Theater- und Tanzkompanien wie die berühmte Martha Graham Dance Company begann Dani Karavan an großen Environments ortsspezifisch zu arbeiten. Sein erstes Hauptwerk, das 1968 vollendete Negev-Monument in Beersheba, trug ihm internationale Anerkennung ein. In Erinnerung an den Unabhängigkeitskrieg Israels 1947/48 schuf er ein machtvolles, tektonisches Skulpturengefüge, das in seiner archaischen Klarheit der streng geometrischen Formen zu einem beeindruckenden Signal der Behauptung in der kargen Wüstenlandschaft wurde.

Ein weiteres herausragendes Beispiel seiner künstlerischen Arbeit ist die Walter Benjamin gewidmete Arbeit „Passages“ (1990-1994) in Portbou an der spanisch-französischen Grenze, an dem Ort, wo sich Benjamin auf der Flucht vor den Nazis 1940 das Leben nahm. Der Besucher schreitet eine schmale Treppe herab, die in das felsige Hochufer eingelassen ist und scheinbar im Nichts endet. Der Blick, durch eine eingelassene Glasscheibe mit einem Ausspruch von Benjamin leicht verfremdet, ist auf das sich verändernde Meer gerichtet, das unmittelbar bewegtes Leben und endlose, ewige Weite gleichermaßen verkörpert. Die Realität wird zum Ort der Meditation.

Dani Karavan, der heute in Paris und Tel Aviv lebt, hat seitdem seine Arbeiten in vielen Ländern realisiert, so in Israel, Italien, Frankreich, Deutschland, Dänemark, den Niederlanden, Spanien, den USA, Korea, Japan und besonders in Deutschland. Seit seiner Teilnahme an der documenta 6 in Kassel 1977 ist Deutschland für Dani Karavan zu einem der wichtigsten Orte seiner künstlerischen Arbeit geworden, denn hier entstanden eine ganze Reihe bedeutender Werke für den öffentlichen Raum. Dazu gehören „Ma’alot“ in Köln (1979–1986), die „Straße der Menschenrechte“ (Way of Human Rights) in Nürnberg (1989–1993), „Mimaamakim“ in Gelsenkirchen (1997) und „Grundgesetz 49“ in Berlin (2002).

Die hohe internationale Wertschätzung von Dani Karavans Schaffens zeigt sich nicht zuletzt in der Verleihung des „Kaiserrings der Stadt Goslar“ 1996, der Mitgliedschaft des Ordens Pour le Mérite für Kunst und Wissenschaften 1997, der Verleihung des „Praemium Imperiale“ in Japan 1998 und der Verleihung des Piepenbrock Preises für Skulptur 2004.