Das blaue Dingsda

Miniaturen

von

In Skizzen und literarischen Miniaturen, in Kurz- und Kürzestgeschichten, in Betrachtungen und psychologischen Explorationen erzählt Engelbert Obernosterer seit vier Jahrzehnten vom Leben derer, von denen man, wie es in einem seiner früheren Bücher heißt, meint, dass deren Leben nicht der Rede wert sei- im Vergleich mit den Reichen und Schönen, denen man Biographien und Romane widme.. Obernosterer schreibt und erzählt, wie die spezifische Mischung aus bäuerlich-katholischer Tradition, das heißt auch, aus Zwang und Anpassung, aus sozialer Kontrolle und ritualisierten Ausbrüchen das Leben und den Alltag der Menschen auf dem Land und in den Gebirgstälern bis heute prägt und bestimmt. Obernosterers große Begabung ist sein freier, sensibler und entdeckungsfreudiger Blick auf das soziale Gefüge und seine Fähigkeit, in den Schaustücken der ländlichen Tadellosigkeit und Idylle die Risse und Abgründe zu entdecken, die hinter den gefärbelten Fassaden und dem schönen Schein lauern. Obernosterers Prosaminiaturen sind eine literarische Kartographie, mehr noch, eine Ethnographie des Ländlichen wie es sie, so gewitzt, so gescheit und hinterlistig in der österreichischen Literatur der Gegenwart nirgendwo sonst gibt.. Im Zusammenspiel seiner scharf sezierenden und zugleich liebevoll ironischen Schreibweisen entsteht eine kleine Menschenkunde, die vermeintlich von den anderen spricht und auf uns selber zielt. Im neuen Buch…kommt aber etwas Neues hinzu. Stärker als in seinen früheren Büchern rückt sich der Beobachter und Erzähler selber ins Bild. Er schaut sich etwas überrascht und verwundert zu, dass nicht nur um ihn herum gealtert und gestorben wird, sondern dass auch sein eigenes Herz den Dienst versagen möchte, dass die Kraft nachlässt, dass das Leben in Verfall endet.