Das Brautkleid

und andere Erzählungen

von , ,

Ismat Chughtai gilt als eine der größten Erzählerinnen des Urdu im 20. Jahrhundert. In ihren Romanen und Kurzgeschichten verarbeitete sie ihre reiche Lebenserfahrung – alle Facetten des Lebens in einer gutsituierten Großfamilie, das Milieu der Mädchenschulen, die linke Schriftstellerszene und die Filmwelt Bollywoods. Basierend auf ihrer scharfen Beobachtungsgabe, einem photographischen Gedächtnis und einem außergewöhnlichen Erzähltalent schildert die Autorin Frauengestalten aller sozialen Schichten, von der Straßenfegerin bis zu den Damen der feinen Gesellschaft.

Sehr eindrucksvoll gestaltet sie in vielen ihrer Kurzgeschichten und Erzählungen das Leben in einem großen, wohlhabenden Haushalt mit den traditionellen getrennten Welten und Rollenverteilungen von Männern und Frauen. Der Leser erhält so ungeschönte Einblicke in die Welt der Frauengemächer und in die sozialen Hierarchien, Machtkämpfe und Intrigen innerhalb der Familien.

Ismat Chughtai zeichnet aber auch ein eindrückliches Bild der Entbehrungen und Zurückweisungen, die Frauen aus ärmeren Verhältnissen erleiden. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Geschichte ›Chauthi ka jora‹ (Das Brautkleid). Die Geschichte ›Do hath‹ (Zwei Hände) demaskiert gängige Vorstellungen von Moral und Ehre als sozial und ökonomisch konstruiert. Die Novelle ›Dil ki dunya‹ (Die Welt des Herzens) wiederum veranschaulicht in starken Bildern Strategien von Frauen, denen ihr Liebesglück versagt bleibt – die Flucht in Wahn, religiöse Verzückung oder Melancholie und Hysterie. ›Nivala‹ (Der Köder) hingegen erzählt mit viel Humor und Ironie von den Verhältnissen in einer typischen Bombayer Mietskaserne. ›Nanhi ki nani‹ (Nanhis Oma) führt den Leser an den untersten Rand der Gesellschaft und ist ein besonders gutes Beispiel dafür, wie einfühlsam und vielschichtig die Figuren der Autorin gestaltet sind.