Das gelbe Buch

von

Fest steht nur: So groß wie die Sommer damals war nie mehr etwas auf der Welt!
In Andreas Unterwegers Universum ist es eine Selbstverständlichkeit, dass eine Gruppe kleiner Buben samt ihrem Wortführer Biber in einem gelben Haus zwischen gelben Feldern lebt, und nur der Großvater und die Katze Mia leisten ihnen Gesellschaft. Hin und wieder taucht ein Waldläufer auf, der von geheimnisvollen und wilden Wildschweinen erzählt. Was da passiert? Nichts als dass die herrlichen Sommer, in denen man den ganzen Tag im (gelben) Fluss schwimmen kann, von frostigen Wintern abgelöst werden, in denen es aber immerhin Nikolaus und Weihnachten gibt.
Ein unverschämter Wunschtraum, dessen Voraussetzungen anderswo abgehandelt werden: dort, wo mit höchster sprachlicher Präzision das Verhältnis zwischen den Dingen und den Begriffen untersucht wird, die Materialität der Wörter und die Schwierigkeiten des Verstehens (und Missverstehens): ‚Und hier, in dieser gelben Schachtel, ist mein Geburtstagsgeschenk für dich: ein paar Radieschen‘, sagte Biber. ‚Ein Paradieschen!‘, frohlockte das Mädchen.
Poetischer Eigensinn als Kindheitsutopie, ganz ohne Rücksicht auf die ‚Aufgaben der Literatur‘ – oder Wittgenstein als Kinderbuch, gewissermaßen, angereichert mit höheren und tieferen Witzen, Fotos, Rechenaufgaben, mehreren Motti zur freien Wahl und vor allem zwei Inhaltsverzeichnissen, in denen die Kapitel einerseits ‚Die fünf Jahreszeiten‘ und andererseits ‚Meister der Verkleidung: Identität und Differenz im gelben Land‘ heißen.