Das Ich in den Strukturen des Daseins

Rudolf Steiner: Die Philosophie der Freiheit, Erster Teil systemisch erläutert

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„Dasein ist Pflicht, und wär’s ein Augenblick“, sagt Faust, von Goethe an die Epochenschwelle versetzt, als er Helena aus ihrem klassischen Lebenskonzept tänzerisch in eine neue Zeit herüberleitet. Damit erscheint das Moment des Unmittelbaren als solches paradigmatisch in die moderne Weltanschauung aufgenommen. Nur allmählich, aber unaufhaltsam zeigen sich die entsprechenden Erscheinungen auch in der Wissenschaft: Das begriffliche Aristokratentum in Theologie, Jurisprudenz und Philosophie verliert seinen tragenden Grund.

Hier macht Rudolf Steiner mit seiner „Wissenschaft der Freiheit“ (PhdF, Erster Teil) einen neuen Anfang. Die vorliegende Interpretation zeigt, dass er dabei seine Philosophenrolle gewissermaßen aufspaltet. Als Autor des Werkes lokalisiert er die weltbezogene Natur des Menschen durch den Entwurf einer Reihe von wesensgemäß konzipierten Strukturen des Daseins. Diese erfüllt er zugleich mit passgenauen Erlebnisbildern; man kann aber auch sagen, er agiert innerhalb jener ähnlich wie Faust gegenüber Helena: als Helfer bei der Befreiung des Ich von vertrockneten geistigen Konstellationen.