Das ist dem Walzer doch egal

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Mitte der 1930er: Jakob Grossmann hält sich nicht für einen außergewöhnlichen Mann. Er ist etwas dicklich, schon etwas älter und ist ein einfacher Fabriksarbeiter in Toronto. Sein großer Traum ist es, ein letztes Mal seine Familie in Wien zu sehen. Denn Jakob wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im österreichischen Galizien in eine jüdische Familie hineingeboren. Während seine Familie vor Gewalt und Krieg nach Wien flüchtete, versuchte er sein Glück in Kanada. Jakob Grossmann ist kein reicher Mann, aber wer weiß das schon – im fernen Wien? Jakob hingegen scheint nicht zu wissen, dass in Österreich vor kurzem noch ein Bürgerkrieg wütete und nun eine neue Ordnung herrscht.

Henry Kreisel musste 1938 seine Heimatstadt Wien verlassen und konnte über mehrere Stationen nach Kanada gelangen. Dort hat er als Schriftsteller und Universitätsprofessor für Literatur sein Œuvre der Vermittlung zwischen Kulturen gewidmet. In diesem Roman bietet er einen außergewöhnlichen Einblick in das Wien der 1930er-Jahre und besonders in das Wiener jüdische Leben kurz nach dem österreichischen Bürgerkrieg und unmittelbar vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Dieses Buch, das eine vergangene Stadt auferstehen lässt, stellt dabei Fragen zu Migration, Flucht und Identität, die heute relevanter sind als je zuvor.