Das mehrstimmige Repertoire der Benediktinerabtei St. Ulrich und Afra in Augsburg (1549-1632)

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Unter den Äbten Jakob Köpplin (1548–1600) und Johann Merck (1600–1632) entfaltete die Benediktinerabtei St. Ulrich und Afra in Augsburg eine bis dahin unerreichte musikalische Blüte. Zwischen 1568 und 1614 schuf der Kalligraph und Mönch Johannes Dreher 22 kunstvoll gestaltete Chorbücher. Das musikalische Repertoire bildet einen Querschnitt der im 16. Jahrhundert regional und international bekannten Komponisten, angefangen bei Heinrich Isaac über Orlando di Lasso und Giovanni Croce bis hin zu Christian Erbach. Im Zentrum stehen die Kompositionen des Münchener Hofkapellmeisters Orlando di Lasso, der in allen musikalischen Gattungen mehrfach vertreten ist: Messordinarien, Messproprien und Kompositionen für das Offizium, insbesondere seine Magnificat-Vertonungen, Vesperpsalmen und -hymnen, eine Passion und zahlreiche Motetten – darunter auch einige Unikate. Der vorliegende Band ist die erste umfassende Studie über das mehrstimmige Repertoire der Benediktinerabtei im 16./17. Jahrhundert. Es werden nicht nur die Handschriften, sondern auch die verschollen geglaubten Musikdrucke behandelt. Durch systematische Untersuchungen konnten zahlreiche Drucke als ehemaliger Besitz des Klosters identifiziert werden. Ein besonderer Schatz in den Chorbüchern ist die bislang unbekannte Urfassung des vierstimmigen Requiems von Orlando di Lasso. Im Unterschied zu den bekannten Fassungen datiert diese zwei Jahre früher (1575), ist eine Quinte tiefer notiert und enthält außerdem eine Vertonung der Sequenz Dies irae. Der umfangreiche Anhang hält Anschauungsmaterial in Form von Tabellen und Übersichten sowie Editionen verschiedener Werke bereit, u.a. Introiten von Giovanni Matteo Asola oder Johannes Eccard und erstmalig in einer modernen Ausgabe auch die „Augsburger Fassung“ des vierstimmigen Requiems von Orlando di Lasso.