Das mittelalterliche Bestiarium

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Ob Hund, Löwe, Einhorn oder Drache – im Mittelalter verschwimmen die Grenzen zwischen realen und imaginierten Tieren. So sind die Zeichnungen von gepunkteten Panthern und blauen Löwen in mittelalterlichen Handschriften nicht als naturgetreue Abbilder zu verstehen, sondern vielmehr symbolisch zu deuten. Dass Tiere gerade in der christlichen Symbolik eine wichtige Rolle spielen, ist uns vertraut: Wir kennen das Lamm Gottes und die Taube des Heiligen Geistes. Doch wer weiß, dass der „Kampf“ zwischen dem Löwen als König der Tiere und dem Bären als König des Waldes für den Kampf des Christentums gegen das Heidentum steht. Oder dass der Drache den Erzfeind der Kirche darstellt, weshalb Geistliche wie Heilige auf Bildern oft triumphierend einen Fuß auf den besiegten Drachen stellen. Michel Pastoureau führt in diesem schön gestalteten kleinen Buch ein bildreiches und buntes Bestiarium vor – und eröffnet so einen ganz eigenen Zugang zu mittelalterlichen Lebens- und Vorstellungswelten.