Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur

Eine Intervention

von

Im Ausland gilt die deutsche Erinnerungskultur als Erfolgsgeschichte und Vorbild. Innerhalb des Landes aber wurde sie in letzter Zeit immer öfter Gegenstand von Unbehagen und Kritik aus den verschiedensten Richtungen. Aleida Assmann nimmt die kritischen Stimmen zum Anlass, unsere Erinnerungskultur zu verteidigen und zugleich deren Zukunft zu überdenken.
In den letzten Jahrzehnten wurde die deutsche Erinnerungskultur mit großem Aufwand und enormer Energie aufgebaut. Doch indem die Generation der Zeitzeugen ausstirbt, die Deutungsmacht der 68er schwindet und Deutschland sich zunehmend als Einwanderungsgesellschaft begreift, sieht sich auch die Erinnerung an den Holocaust vor neuen Herausforderungen. In jüngster Zeit wuchs zudem das Unbehagen von jüdischer Seite. Von rechts kamen Frontalangriffe auf unsere Erinnerungskultur von seit langem unbekannter Schärfe. Aleida Assmann analysiert diese Angriffe und zeigt, dass das neue Nationalgefühl der Deutschen gerade auf dem Gedenken an vergangene Verbrechen beruht. Daneben nimmt sie den moderateren Diskurs des Unbehagens zum Ausgangspunkt für eine grundsätzliche Befragung: Welche Rolle soll die Erinnerung fortan in unserer Gesellschaft spielen? Wohin soll der Weg führen, und wer soll ihn gehen? Eine Intervention zur rechten Zeit.