Das sich selbst lesende Buch

von

Im „Sich selbst lesenden Buch“ ringen mit der Autorin Ilse Kilic all jene Personen um Selbstbestimmung, die diese im Romanfigurenkabinett ihres Buches „Wie der Kummer in die Welt kam“ in Unsichtbarkeit zurückgelassen hat. Gemeinsam schreiben sie die Geschichte ihrer Erfinderin neu, um selbst schließlich in die „so genannte real existierende Wirklichkeit“ entlassen zu werden. Die Frage, was diese nun sei, und was Fiktion, zieht sich als roter Faden durch das an Mirabilien reiche Buch, in dem Buchstaben aus einer Wolke herabregnen, audiosensitive Haare aus den Ohren des erfundenen Babys Ilse Kilic wachsen oder ein ganzer Text zum Boot wird. Eingebettet in ein solches Universum sind Kurzerzählungen, Überlegungen, Betrachtungen und Dispute, die über Kummer, das süße Leben, „romantische Geschlechtsliebe“ oder resignierte Tüchtigkeit reflektieren und auf handfeste wirtschaftliche und soziale Widersprüche unserer realen Umgebungen verweisen. Dass „eine andere Welt möglich“ ist, davon kündet Ilse Kilics „Das sich selbst lesende Buch“ in vielen Stimmen. Ein Meisterstück fröhlicher Melancholie aus der Feder einer listenreichen und formfindigen Autorin.